346
Viertes Capitel.
thische Oecus 43 von 6,70)( 6,80 M., dessen Fußboden von weißem, farbig
umrandetem Mosaik ist und in der Mitte ein Quadrat aus farbigen Marmor-
platten enthält, und an deren WVänden entlang, ähnlich wie in der Oasa d!
Meleagro, zehn mit weißem Stucco überkleidete Backsteinsäulen stehn, deren
Function und Verhältniss zur Zimmerdecke bei der Zerstörung der oberen
Theile nicht kenntlich ist. Die Wände sind mit barocken und nicht allzu
geschmackvollen Architekturen bemalt, haben aber sehr gelitten. Sehr eigen-
thiimlich sind die beiden kleinen gewölbten und nur durch ganz kleine Fenster
in den Liinetten erleuchteten Cabinette 44 und 45 (ersteres etwas größer; der
Plan ist nicht genau), welche sich zu beiden Seiten im Hintergrunde in den
Oecus öffnen. Über ihre Bestimmung kann man nur die ähnlichen Räumen
gegenüber schon hier und da ausgesprochene, natürlich nicht beweisbare Ver-
muthung aufstellen, dass ihrer eines als Zimmer zum Vorlegen und Warmhalten
der Speisen, das andere als Wartezimmer frir die J ongleurs, Tänzer, Akrobaten,
Mimen u. dgl. Künstler diente, die man nach den Gastmählern auftreten
ließ. Den Schluss der Gemächerreihe bildet ein schönes, weit offenes Zimmer
(exedra) 46 mit einer Nische für die Ruhebank im Hintergrunde. Hier wie
in 44 und 45 ist an den YVänden farbiger Marmor und Alabaster nachgeahmt
und darüber liegt in der Nische ein Fries mit einfarbig gelb, grün und braun
gemalten Brustbildern (Hlbg. N0. 601. 1526) und kleinen scherzhaften Figuren
(Hlbg. N o. 1527). Der Fußboden besteht aus schachbrettartigem Mosaik.
(N0. 23.) Als ein in mancher Hinsicht in seinem Plane verwandtes, aber
besonders durch die Eigenthiimlichkeit seiner Decoration und durch seine
große Vornehmheit sich auszeichnendes Haus, welches zugleich zu den be-
riihmtesten und meistgenannten der Stadt gehört, möge hier auf die Casa de!
Laberinto das Haus N0. 46 im Plane folgen, welches man 1830 in Gegenwart
von Goethes Sohn auszugraben begann, und zu Ehren dieses und seines, großen
Vaters eine Zeit lang Oasa d! Goethe nannte, ein Name, den wir Deutsche
nicht ganz in Vergessenheit gerathen zu lassen Ursache und Recht haben, ob-
gleich man sich seiner an Ort und Stelle nicht mehr erinnert. Denn jetzt sind
zwei andere Namen für dies Haus im Schwange, nämlich entweder Casa d e!
Fauna nach einer kleinen Meisterstatue eines tanzenden Fauns, oder C asa
de! grau musai c 0 nach dem großen Mosaik der Alexanderschlacht, auf
welches wir zurückkommen. Aber nicht allein dieses wundervolle Mosaik-
gemälde zierte die Oasa de! gmn musaico ; dieselbe enthielt noch mehre andere
ebenfalls vorzügliche Mosaiken, und ist eben durch diesen Vielfachen Mosaik-
schmuck und die dem ersten Decorationsstil angehörende Stuccoornamentik
ihrer WVände bei geringfügiger Wandmalerei von den meisten anderen Häusern
Pompejis unterschieden. Zahlreiche Amphoren für Weinbewahrung, welche
nlall in diesem Hause fand und noch heutzutage an der linken Wand seines
Peristyls Sehn kann, können zu der freilich sehr unsichern Vermuthung Anlass
geben, dass sein letzter Besitzer Weinhandel trieb. Das Haus nimmt, wie das
des Pansa, eine "ganze insula (VI, 12) ein, ohne wie jenes rings von Läden
Ilmgeben und durch Vermiethete Räumlichkeiten beschränkt zu sein; der
Haupteingang ist von der Nolaner Straße.
Auch dies Haus ist in der Tuffperiode, nach vollständiger Wegräumung