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Viertes Capitel.
Säulenreihe, einstmals in ihren Intercolumnien mit einem hölzernen Gitter
verschlossen, frei steht, während links und hinten Halbsäulen aus den das
Viridarium umgebenden Mauern vorspringen. Rechts fehlen auch diese; hier
tritt an die Stelle der Porticus ein schmaler, mit opus Signinum gepflasterter
Gang, welcher durch das vorspringende Dach der Räume 46, 47 bedeckt und vom
Viridariuin durch ein in Steinen mit viereckigen Löchern stehendes, 0,75 M.
hohes Gitter getrennt war. Vor dem Säulengang ist eine Brunnenöffnung, um das
Wasser aus der Cisterne zu ziehn, auch steht hier ein Marmortisch mit Löwen-
fiißen. An der Rückseite des Viridariums befindet sich ein kleines zweisäuliges
Tempelchen mit der Basis einer in Fragmenten gefundenen und nicht mehr
vorhandenen Statuette, deren Kopf dem der Isis aus dem Tempel dieser Göttin
gleichen soll; vor dem kleinen Heiligthume stand ein kleiner Altar aus Tuff,
auf welchen die Opfergaben niedergelegt wurden. Auch in diesem Raume
fehlt der malerische Wandschmuck nicht; unter dem Säulengang an den Mauer-
pfeilern des Tablinums entsprachen einander ein paar jetzt entfernte Lust-
spielscenen (Hlbg. N0. 1465. 1470); außen an der Wand des großen Tricliniums
oder Oecus 46 rechts vom Viridarium ist einerseits links neben dem großen
Fenster eine Landschaft mit Staffage, ein Opfer darstellend (Hlbg. N0. 1556)
gemalt, andererseits, an der Schmalwand der Porticus die bekannte Geschichte
von Phaedra und Hippolytos (Hlbg. N0. 1242), während eine Io (Hlbg. N0. 133)
ausgehoben ist und auf der Hinterwand des Viridariums Bäume und Sträucher
mit Blumen und flatternden Vögeln, in Spuren erhalten, den beschränkten
Baum des Viridarinms scheinbar zu erweitern bestimmt sind, wie das in Pom-
peji noch mehrfach vorkommt.
Von den Geinächern, welche von der Porticus aus ihren Zugang haben,
wurde schon erwähnt das Sommertriclinium oder der Oecus 46, neben dem
der Gang zur Hinterthür 47 vorbeifiihrt. Vielfache und bedeutende Licht-
öffnungen nach allen Seiten, die man im Plane erkennen kann, und die Aus-
sicht auf die beiden Viridarien des Hauses machten ihn zu einem der heitersten
und luftigsten Räume in Pompeji. Zugleich War er eins der am kostbarsten ge-
schmückten Gemächer der Stadt; nicht mit bemaltem Stuck waren seine Wände
bekleidet, sondern mit jetzt allerdings bis auf einzelne Spuren verschwundenen
Platten vielfarbigen Marmors : eine Decoration, welche in Rom erst in Caesars
Zeit durch Mamurra (s. oben S. 250) aufkam. Die daneben gelegenen Zimmer
48 können als Cubiculum mit einem Vor-zimmer gelten; der schöne Mosaik-
fnßboden des erstern stammt aus einer Zeit, wo die Räume ganz anders ver-
theilt waren: er gehörte damals einem großen Triclinium an, welches auch
das Vorzimmer und einen Theil des Oecus 46 umfasste, welcher letztere also
erst später, vermuthlich in der letzten Zeit Pompejis angelegt worden ist. Auf
der andern Seite des Säulenganges finden wir in 49 nach der Ansicht einiger
Schriftsteller ein geräumiges Schlafzimmer, während dasselbe Anderen un-
gleich wahrscheinlicher für ein Wintertriclinium gilt, das sein Licht von oben
empfangen haben muss. Von der Malerei seiner Wände gilt dasselbe wie von der
des Atriume (eben S- 335) 1 die Decoration dritten Stils ist nur im obern Theil
Wirklich erhalten, während sie unten zur Zeit des letzten Stils erneuert worden ist.
Von den Bildern erwähnen wir eines an der Eingangswand, Welches Narkissos