Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Die Privatgebäude. 
Die Wohnhäuser. 
Casa de! centauro. 
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eine eigene Abtheilung des Gebäudes durchbrochen, in der man, vielleicht 
nicht mit Unrecht, die Frauenwohnung hat erkennen Wollen. Jedenfalls 
ist dies der privateste Theil des Hauses, erbaut auf dem Boden einer einst 
Selbständigen kleinen Wohnung, welche, wie schon oben bemerkt, bereits in 
der Tuffperiode mit der Casa del Oentauro vereinigt, später aber durchgreifend 
umgebaut wurde. Den Mittelpunkt bildet das kleine Viridarium 19 mit dem 
Brunnen, von dessen Säulenumgang aus zwei Zimmer 20 und 21 durch breite 
Fenster Licht erhielten, aus welchen man zugleich die Aussicht auf die grü- 
nenden Pflanzungen hatte. Die Hinterwand des Zimmers 20, eines triclinium 
fenestratzun, ist bei Zahn II, 74 farbig abgebildet. Sie zeigt auf schwarzem 
Grunde ziemlich einfache architektonische, PHanzen- und Thierornamente 
dritten Stils und macht einen wenig heitern Eindruck. 22 ist eine apotkeca. 
Aus dem Peristylium zweigt sich ein schmaler gewölbter Gang 23 ab, welcher 
allmählich geneigt zu den Kellerräumen dieser Wohnung fuhrt, welche sich 
mit jetzt eingestiirzten Wölbungen soweit der Plan schraffirt ist unter N0. 27, 
29, 30 und 31 befinden. In diesen durch Fenster auf den Vice del Fauna 
erleuchteten Kellerräumen befindet sich die Küche, wo neben dem Heerd ein 
kleiner Altar an der Wand steht, auf welche über demselben das Larenbild 
gemalt ist. Über dem sich senkenden Gange '23 führte ein anderer, jetzt ein- 
gestützter Gang, etwas höher als die Haupträume, um für den untern Platz 
zu lassen, zum Posticum auf den Vico de! Fauna: neben dem Zugange des 
untern Ganges erreichte man den obern auf einer schmalen Rampe.- Neben 
dem Eingang in die eben besprochene Abtheilung der Wohnung liegt am großen 
Peristyl 16 ein Cubiculum 24, welches außer durch die Thür noch durch ein 
Fenster Licht erhält. Unmittelbar an dieses Zimmer grenzt ein Raum 25, der 
einzig in seiner Art in Pompeji ist. Es ist dies nämlich ein vorn durch eine 
niedrige Briistungsmauer, in deren Marmorplatte die Spuren eiserner Riegel 
sichtbar sind, abgeschlossener Raum. Auf die wunderlichen Vermuthungen, 
als sei hier ein Behälter für wilde Thiere, oder ein Bad, oder ein Zimmer? für 
Blumen gewesen, brauchen wir nicht einzugehen, da die wahre Bestimmung 
des Baumes hinlänglich klar ist. Die Briistungsmauer ist 0,57 M. hoch; in 
der Höhe ihres Randes laufen viereckige Balkenlöcher um alle drei Wände; 
die hier eingelassenen Balken trugen also wohl unzweifelhaft einen hölzernen 
Fußboden; in der Hinterwand finden wir über einander zwei weitere Reihen 
viereckiger Löcher, in welchen Balken für Bretter oder schrankartige Kasten 
befestigt waren. So ist das ganze offenbar nichts anderes als ein großer, der 
Feuchtigkeit wegen über den Boden erhöhter Wandschrank. 
Die Rückseite des Peristyls ist, weil hier noch ein Garten folgt, ziemlich 
So angeordnet, wie es bei der Rückseite der Atrien der Fall zu sein pflegt. Die 
tablinumartige Exedra (wir nennen sie der Deutlichkeit halber Tablinum) 26, 
nach vorn ganz offen, nach hinten halb geschlossen, war prächtig mit zwei 
großen ausgehobenen Gemälden geschmückt, von denen dasjenige rechts 
5_Hlbg. No. 1146) Herakles mit den Kentauren Nessos in einer in Pompeji 
wiederholt vorkommenden Weise darstellend, dem Hause den Namen gegeben 
hat. Auf der Wand gegenüber sind Meleagros und Atalante, den getödteten 
kalydonischen Eber vor ihren Füßen, gemalt (Hlbg. No. 1165). An den Seiten
	        
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