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Viertes Capitel.
blieb. Damals wurde nahe der rechten hintern Ecke ein Ausgang auf die
Stabianer Straße eröifnet, dann aber ebenfalls Wieder zugemauert. Das inner-
halb dieses Gartens gelegene kleine, sorgfältig im dritten Stil ausgemalte
Zimmer 22 diente jedenfalls als Schlafgemach. Es hatte drei Hauptbilder;
dasjenige der Hinterwand aber ist zerstört, während man links vom Eingang
einen nicht ganz sicher erklärten musikalischen YVettstreit (Hlbg. No. 1378),
rechts gegenüber ein noch ganz unerklärtes Bild findet, welches lHlbg. N0.
1388 b) einen Jüngling vor einem barbarischen phrygischen) Könige darstellt.
Mit dem in den Räumen 1-20 in ziemlich normaler Anlage ursprünglich ab-
geschlossenen, dann durch 21 und 22 erweiterten Hause ist nun vermöge einer
durch die Wand der Porticus, wie es scheint nach ihrer Ausmalung im zweiten
Stil, gebrochenen Thür e ein zweites Haus verbunden, welches wiederum für sich
betrachtet eine ziemlich normale Anlage zeigt. Seine Bauart gehört der spätern
römischen Zeit, seine Malerei ganz der letzten ZeitPompejis an. Für diese Zeit
ist auch die Vernachlässigung der Räume um das Atrium charakteristisch, wäh-
rend die besseren, von der Familie des Hausherrn benutzten Wohnräume um
das Peristyl liegen. Sein Eingang 23 ist, wie schon gesagt, von der Strada
Stabiana aus; das mit gelben Wänden geschmückte ziemlich tiefe Ostium,
neben dem an der Straße zwei Läden f g liegen, führt in ein mäßig geräumiges
tuscanisches Atrium mit dem regelmäßigen, hier mit Marmor getäfelten Im-
pluvium; am hintern Rande desselben steht eine Basis für eine Brunneniigur,
Welche einen YVasserstrahl in ein im Impluvium stehendes wannenförmiges
Wannorbecken fallen ließ; hinter der Basis endlich steht ein Marmortisch.
Von den das Atrium umgebenden, durchweg kleinen Zimmern ist das auf
gelben YVänden nur roh ornamentirte 25 eine Vorrathskammer mit zwei Reihen
Brettgestellen. In 26 (weiße Wände) sind auf derYVand links vom Eingang die
bekannten zwei Schlangen angebracht; da wir hier keine der in einer Küche
gewöhnlichen Vorrichtungen finden, müssen wir wohl annehmen. dass dieser
Raum früher einmal als Küche, später aber zu anderen Zwecken diente; viel-
leicht war es auch eine cella penaria; an der Eingangswand rechts fuhrt
eine Treppe zu oberen Räumen. 27 und 29, auch mit weißen Wänden, sind
offenbar Sclavencubicula ; ziemlich gut ausgemalt ist das Cubiculum 28. Nur das
alaartige Gemach 30 ist reicher mit gemalten Architekturen geschmückt und
empfängt außer durch die Thür vom Atrium her, so wie auch das benachbarte
Zimmer 29, Licht durch ein Fenster in seiner Hinterwand, welches auf einen
am Ende vermauerten Gang des Nebenhauses hinausgeht. Jeder tablinum-
artige Raum fehlt diesem Hause ; aus dem Atrium tritt man durch eine breite,
verschließbar gewesene Thür sofort in das geräumige und regelmäßige Peri-
stylium 31, dessen Porticus von zehn 2,50 M. hohen, unten gelb bemalten,
oben weißen Säulen "mit angedeuteten Canneluren getragen wird, innerhalb
deren in der umlaufenden Rinne ein Puteal h steht. Die Wandfelder sind
gelb, 1'031 und Schwarz, in nicht eben geschmackvoll angeordnetem Wechsel,
und diejenige YVaIId, Welche gegen das Peristyl des vorher beschriebenen
Hauses grenzt, ist mit interessanten Bildern bemalt, unter denen eine
muthmaßliche Leto (Hlbg. No. 170) und als ihr Gegenstück eine Artemis
(Hlbg. N0. 238) hervorzuheben, außerdem schwebende Figuren, eine Bak-