Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Haus des Siricus.
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benannte und jetzt nach ziemlich sicheren Merkmalen, namentlich einem auf-
gefundenen Petschaft als nDoznzos Siricict bezeichnete Haus (VII, 1, 47 ; Plan
N0. 91), liegt unmittelbar nördlich von den Stabianer Thermen, mit dem Ein-
gange seines zunächst zu besprechenden westlichen Theiles in der Strada delle
terme Stabicme, während seine andere Abtheilung den Eingang von der Strada
Stabiavza aus hat. Seinem Haupteingange 1 gegenüber steht an der Wand die
Inschrift otiosis locus hic non est, discede morator, auf welche zurückgekom-
men werden soll; in den Fußboden des Ostiums, nahe am Atrium, sind in
Mosaik die Worte SALYTE LVCRVIm) (sei gegrüßt, Gewinn!) eingelegt, so
dass man gewiss nicht fehlgeht, wenn man dies Haus als dasjenige eines
Kaufmanns betrachtet. Die Anlage dieses westlichen Theils geht wohl auf
altere Zeit zurück, doch hat derselbe in römischer Zeit beträchtliche Umbauten
erfahren. Die Hausthür, deren eine Hälfte aus der Form, welche sie in der
Verschiittungsmasse zurückgelassen hatte, abgeformt worden ist, war reich mit
kupfernen Nägeln beschlagen, von denen man 85 aufgefunden hat. An seinem
ziemlich langen und am Ende wieder mit einer Thür versehenen Ostium 1
liegt rechts ein Gemach 2 mit weißen Wänden, leichten Ornamenten, kleinen
Vögeln, welches als die Cella des Ostiarius. gilt, für eine solche aber reichlich
groß erscheint, vielleicht also als Geschäftsraum, allerdings aber nicht als
Laden des Hausbesitzers gedient hat. Sein Licht empfing es von der Straße
aus durch ein ziemlich großes, aber hoch angebrachtes, vergittertes Fenster.
Das Ostium führt auf das sehr geräumige tuscanische Atrium 3, dessen WVände
erst roh berappt sind, dessen marmornes Impluvium dagegen sehr schön ist;
in ihm steht ein kleines Marmormonopodium (einfiißiges Becken zur Aufnahme
eines YVasserstrahls), hinter dem sich die Basis des verlorenen Brunnenbildes
und ein größeres Marmormonopodium findet. Rechts vom Impluvium steht
das Puteal von weißem Travertin, welches geborsten war und von den Alten
geflickt ist; an der vordern rechten Ecke des Atriums (bei a) sieht man die
Spuren eines hölzernen Schrankes, in dem nicht wenige Tischgeräthe und
Gefäße gefunden worden sind, ferner bei b einen Stein, auf welchem die Geld-
kiste befestigt war. Eine besondere Merkwürdigkeit in diesem Atrium bilden
Zwei viereckige Höhlungen in seiner rechten Wand, in welchen, den Ecken
des Impluvium gegenüber, einst zwei hölzerne Bohlen (antae) aufrecht standen,
Oberhalb deren, wie noch deutlich zu erkennen ist, die das Dach tragenden
Querbalken (S. 255) in die Wand eingelassen waren. Als wirkliche Stütze der
Dachbalken konnten die beiden Bohlen wegen ihrer zu geringen Stärke nicht
in Betracht kommen; sie waren vielmehr eine Verzierung der Wand, welche
freilich die Vorstellung einer solchen Stütze erwecken sollte. Eine ähnliche
Verzierung begegnete uns in einem Zimmer der casa cli Meleagro (S. 310).
Neben der rechten Ecke öffnet sich die Thür eines sehr einfachen kleinen
Cubiculum vielleicht der cella atriensis, mit einer Bettstatt an der rechten
Wand. Grade gegenüber befindet sich eine ähnliche kleine Kammer 5, welche
früher durch eine Thür mit dem Tablinum 6 verbunden war, zuletzt aber,
nachdem diese Thiir vermauert worden, als Schrankzimmer gedient hat, in
Welchem man noch die Spuren von drei Reihen Brettern in den "Wänden
erkennt. Das Tablinum 6 liegt an der gewöhnlichen Stelle, ist aber un-
Overbeck, PompajL 4_ Anm 21