Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Haus des Lucretius.
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pfeiler mit Doppelköpfen einerseits (a i1n Plan Fig. 170) des stierhörnigen,
bärtigen und des ebenfalls stierhörnigen aber unbartigen Dionysos, anderer-
seits (e) wiederum des bärtigen, aber nicht gehörnten Dionysos und eines
Wahrscheinlich weiblichen Wesens (Ariadne Diesen entsprechen zwei gleiche
Hermenpfeiler d e in den vorderen Ecken des Hofes, welche beide einen bär-
tigen Bakchos und ein weibliches Wesen darstellen. In einer noch etwas
vorgerückten Reihe stehn sodann zunächst den Hermenpfeilern zwei seltsame
Bildwerke f g, welche Eroten auf große Polypen verschlingenden Delphinen
reitend darstellen, während in der Mitte eine sehr mittelmäßige Gruppe 71
einen bocksfüßigen Pan zeigt, dem ein kleiner Satyr einen Dorn aus dem Fuße
zieht. Endlich stehn links zwischen den Hermenpfeilern noch zwei Sculpturen,
welche die übrigen übertreffen, nach hinten ein junger Satyr i, welcher die
Hand über den Kopf hebt, als wolle er sich gegen die Sonnenstrahlen schützen,
ein lebensvolles und auch nicht schlecht ausgeführtes Bildchen, weiter nach
vorn ein in Hermenform auslaufender Satyr mit der Rohrüöte k, der ein Zick-
lein im Arm hält und an dem eine Ziege nach ihrem Jungen emporspringt.
Die ganze Sammlung von Sculpturen, die mit einander nichts gemein haben,
macht einen nichts weniger als künstlerischen Eindruck, wohl aber den eines
heiterem Lebensgenusse dienenden Raumes. Das YVasser für den Brunnen
und den Springbrunnen wurde von der Straße her durch ein Bleirohr geleitet,
welches zuerst in den Fauces 17 und wieder hier links von der Nische voll-
kommen erhalten aufgefunden und noch heute nebst seinem Hahn und den
zwei Zweigen, welche den Brunnen (Silen) und einen Springbrunnen in der
Piscina speisten, vorhanden ist. Die Brüstungsmauern des Peristylhofes sind
zur Aufnahme von Erde für Blumen ausgehöhlt.
Um das Peristyl liegen: 21 ein Zimmer mit zwei Eingängen, dessen
Bestimmung als geräumiges Schlafzimmer wenigstens in hohem Grade wahr-
scheinlich ist, indem man nur die rechte Hälfte seiner iVände, wo als Haupt-
bilder Narkissos oder Aphrodite, Hlbg. N0. 304) und Apollon mit Daphne
(Hlbg. N0. 207) hervortreten, bemalt fand, während die andere Hälfte links,
mit dem eigenen schmalen Eingange, einfach abgeweißt ist, wie man glaubt,
um mit Teppichen oder Tapeten (aulaea) als der eigentliche Schlafraum be-
hangen zu werden. Als eine Art von Vorzimmer zu diesem vermuthlichen
Schlafzimmer des Hausherrn, und vielleicht für dessen Kammerdiener be-
Stimmt, folgt das Cubiculum 22, daneben ein ungesehmiicktes Vorrathszim-
mer 23; hierauf finden wir rechts einen Treppenraum 24, der in den Keller
iführte, und den Oecus 25 mit hübschen, aber kleinen Bildern, welche Eroten
als Winzer (Hlbg. N0. 801) und spielende Knaben (Hlbg. N0. 1477) darstellen.
Auf der gegenüberliegenden linken Seite des Peristylganges kommt man an
der Treppe in das obere Geschoss 26 vorbei auf einen breiten Durchgangsplatz
27 in eine kleinere Nebenabtheilung des Hauses, ursprünglich ein selbständiges
kleines Haus, dessen Tablinum 33 jetzt den Durchgang bildet, mit einem
eigenen Eingang 28 von einer bisher namenlosen Seitengasse, eigenem Atrium
29 ohne Impluvium (ein kleines, nicht in der Mitte liegendes, jetzt fast ganz
mit Erde bedecktes Bassin kann kaum als solches bezeichnet werden) , links mit
einem nicht sicher gedeuteten Bilde (Hlbg. N0. 7 S), drei Cubiculis 30, 31, 32,