Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Die Privatgebäude. 
Die Wohnhäuser. 
N0 
Haus des Lucretius. 
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14, in der man den Heerd, auf dessen einem Ende ein kleiner Backofen steht, 
und den Ausgussstein für das gebrauchte Wasser nebst verschiedenem Küchen- 
geräth fand, und endlich der Speisekammer 12, welche nur durch ein Fenster 
von der Küche aus dürftig erleuchtet war. 
Das Tablinum 15 im Hintergründe des Atriums, über dessen Fußboden 
sich auch dieses um eine Stufe erhebt, ist sowohl durch seine elegante Deco- 
ration wie durch einen besondern Umstand merkwürdig und bedeutend. Der 
Fußboden besteht aus weißem, mit schwarzen Linien eingefasstem Marmor- 
mosaik, welches sich um ein Mittelstück von farbigen hlarmorplatten und eine 
dasselbe einfassende bunte Mosaikborde legt. Die Wände sind mit reichen 
Architekturen verziert, die jederseits einen viereckigen, vertieften, leeren 
Raum einrahmen, über dessen Bedeutung man bis auf den heutigen Tag noch 
nicht ganz im Reinen ist. Nach der gewöhnlichen Ansicht waren in diese 
leeren Räume Bilder auf Holz eingelassen, die man aber schon im Alterthum 
entfernt hätte, und es gehört grade dies Beispiel zu den hauptsächlichen 
Beweisen für die Annahme, als hätten die Alten fertige Temperabilder auf 
Holztafeln in die Wände eingelassen. Allein die genauere Untersuchung durch 
Donner (Einleitung zu Helbigs Wandgemälden S. cxxvl) ergiebt, dass, obwohl 
ohne Zweifel Holz in diesen jetzt leeren Räumen befestigt gewesen ist, dieses, 
von dessen Kohle sich noch Spuren im Verputz fanden, weder von den Alten 
entfernt worden ist noch fiiglich als Bildtafel gedient haben kann, ohne dass 
es möglich wäre, eine bessere Vermuthung aufzustellen. Die Decke des Tabli- 
num war von Stucco, und zwar zeigen die reichlich aufgefundenen Fragmente 
derselben farbige Cassetten mit vergoldeten Rosetten im Centrum. 
Das große Gemach 16 rechts vom Tablinum, von 6,40 zu 5,70 M. Grund- 
fläche, welches, weil ein Eingang von hinten wegen der Niveauunterschiede 
unthunlich war, mit einem weiten Eingänge gegen die rechte Ala geöffnet ist, 
scheint ein NVintertriclinium (triclinium fenestratum) gewesen zu sein, dessen 
Vorhandensein im Vorderhause durch die Lage der Küche (N0. 14) in dem- 
selben in so fern bedingt wird, als zu dem einzigen Gemach rechts vom Xystus, 
welches noch ein Triclinium gewesen sein kann, der NVeg von der Küche 
übermäßig weit erscheint. Sein Licht empfängt es durch das große niedrig 
anhebende Fenster in der linken Wand, welches auf den Garten hinausgeht, 
und zwei höher an der rechten YVand angebrachte, welche sich über die Dächer 
der angrenzenden Läden erheben. In ihm fand man die Reste einer um seine 
drei Wände umlaufenden Ruhebank, eines überaus kostbaren Möbels, da seine 
acht gedrechselten hölzernen, mit einer eisernen Stange im Centrum in den 
Boden befestigten Fiiße mit getriebenem Silber iiberkleidet waren. Die Deco- 
ration dieses Zimmers ist, solchem Luxus entsprechend, überaus kostbar und 
vortrefflich; der Fußboden ist mit weiß und schwarzem Mosaik im Maeander- 
muster bedeckt, die "Wände enthielten außer dem hier wie überall die Haupt- 
bilder umrahmenden architektonischen Ornament und sechs kleineren treff- 
lichen aber ausgehobenen Bildern von Eroten und Psychen (Hlbg. N0. 757. 
759. 760. 766. 767. 768), drei große Bilder mit fast lebensgroßen Figuren, 
VOR denen Zwei in das Museo nazionale gebracht sind. Das erste derselben 
Stellt Herakles bei Omphale dar (Hlbg. N0. 1140), das zweite den Knaben
	        
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