Die Erivatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Haus des Epidius Rufus.
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Sämmtliche Gemächer um das Peristyl zeigen in ihren Schwellen Spuren Von
Thüren, mit denen sie verschlossen werden konnten.
Über die Läden, Welche dieses Haus an zwei Seiten umgeben und die
mit den Nummern 30-37 bezeichnet sind, ist nicht viel zu sagen. Drei
derselben, No. 30 mit 30 a, 31 mit 31 a und No. 34, 34a neben den beiden
Eingängen des Hauses, stehn mit diesem in Verbindung, die übrigen vermiethet
gewesenen bestehn meist nur aus dem Ladenlocal mit einem kleinen Hinter-
zimmer und bieten außer dem durch große in den Boden eingemauerte thö-
nerne Dolien (lforrathsgefäße) ausgezeichneten No. 33 nichts Charakteristi-
sches. Nur die mit der Ziffer 32 bezeichneten Räume geben sich ziemlich
unzweifelhaft als Behausung und WVerkstatt eines Färbers (ofector) zu
erkennen, und zwar durch die in dem Gange 32 c aufgefundenen gemauerten
und mit härtestem Stucco ausgekleideten Färberwannen, in denen Reste der
zum Färben gebrauchten Materie erhalten waren; bei der chemischen Analyse
erwies sich diese als schwefelsaures Eisenoxyd. Der hier arbeitende Färber
hatte auch im Obergeschoss noch ein paar Cenacula inne, zu denen eine
Treppe hinauffiihrte. Der erwähnte Gang enthält außerdem einen Heerd; die
Bestimmung des niedrigen Verschlages 32d ist unklar. Sein Laden ist nach
beiden Straßen weit geöffnet und war in einer Weise verschlossen, auf welche
im folgenden Capitel zurückgekommen werden soll. Erwähnen wollen wir
schließlich noch, dass neben dem Laden 30 in 30a eine Treppe in das obere
Geschoss hinaufführte.
(No. 14.) Unter den einfachen Häusern mit mehr oder weniger regel-
mäßigem Plane nimmt einen hervorragenden Platz ein dasjenige des M. Epi-
dius Rufus. Dasselbe liegt an der östlichen Verlängerung des Strada degli
Olconii, der s. g. Strada della casina deZP aquila (IX, 1, 2; No. 116 im Plane)
und wurde von 1866 an ausgegraben. Es stammt aus der Tuffperiode und ist
in römischer Zeit nur wenig umgebaut worden; späteren Ursprunges ist na-
mentlich die Treppe 15. Von der dem ursprünglichen Bau wahrscheinlich
gleichzeitigen Decoration ersten Stils ist in verschiedenen Räumen nament-
lich das charakteristische Zahnschnittgesims erhalten. Später, etwa in der
Zeit des Augustus, wurde das Haus in einer dem dritten Stil verwandten,
aber auch dem zweiten noch nahe stehenden Decorationsweise (wCandelaber-
stilw) ausgemalt; auch von dieser Decoration sind Reste (im Atrium und in
erhalten 130). Endlich erhielten die meisten Räume eine größtentheils ge-
schmackvolle und sorgfältige Decoration im Stil der letzten Zeit Pompejis.
Die Eigenthümlichkeit dieser Wohnung beginnt schon vor ihrer Hausthiir
mit einer in Pompeji bisher einzigen Einrichtung, welche beim Beginne der
Ausgrabung den Gedanken nahe legte, dass es sich nicht um ein Privathaus,
sondern um ein öffentliches Gebäude handele. An der Straße liegt nämlich
Vor der Facade und zwischen rechts und links vorspringenden Anten eine fast
15 M. breite und 1,20 M. hohe rothbemalte Rampe oder Platform 1, welche
vorn in ihrer ganzen Breite auf einer Hausteinkante vergittert gewesen ist und
zu der an ihren beiden Enden verschließbar gewesene gebrochene Treppen von
Sechs Stufen emporfiihren. Die Facadenwand (unten schwarz, durch rothe
Streifen in Felder getheilt, oben weiß), welche mit vielen, zum Theil über