Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Haus des Holconius.
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oft in den Alae angebracht wurden. Vollkommen normal liegt dagegen das
Tablinum 10; gänzlich unverschlossen gegen das Atrium, gegen das Peristy-
lium jetzt ebenfalls ganz offen, ist dies Tablinum in antiker Zeit gegen dieses
mit einer sich mehrfach zusammenlegenden Thür von Holz verschließbar ge-
wesen, deren hölzerne Antepagmenta mit eisernen Krampen in die Wände
befestigt waren. Der Fußboden ist ebenso behandelt wie in 9, die Decoration
der WVände ziemlich reich, obgleich zum Theil zerstört. Auf der Wand rechts
sind in der Mitte die Reste einer der oft wiederholten Darstellungen von
Selene und Endymion (Hlbg. N0. 961) mit Wahrscheinlichkeit erkennbar, zur
Seite sind schwebende Figuren der Jahreszeiten (Hlbg. No. 984. 993, schlecht
erhalten) gemalt. Auf der Wand links finden wir, wiederum zwischen jenen
der rechten Seite entsprechenden Figuren, einen Gegenstand, dem wir auch
schon begegnet sind (s. oben S. 288): das junge Paar nämlich, das ein Eroten-
nest gefunden hat (Hlbg. No. 822), hier mit manchen Besonderheiten behan-
delt. Das eine der Kinderchen hatte bei der Entdeckung des Bildes, jetzt
nicht mehr, einen deutlich erhaltenen Flügel, welcher es als Eros charakteri-
sirt. In M, der Höhe der YVand läuft ein kleiner Carnies von Stuceo, oberhalb
dessen die Wandiläche mit den gewohnten phantastischen, hier durch mensch-
liche Figuren belebten Architekturen bedeckt ist; ähnliche Architekturen
sind auch als Umrahmung der oben genannten Bilder verwandt.
An allen Thüren am Atrium, mit Ausnahme des Ostiums und der rechten
Ala (8) waren die dem Atrium zugewandten Ecken mit hölzernen Antepag-
menta verkleidet. Die Zimmer selbst waren nicht alle von gleicher Höhe:
6 und 7 waren 3,21 M., die anderen 3,83 M. hoch. Die oberen Räume waren,
nach den Malereien zu schließen, niedrig und bescheiden; über 6 und 7 (nur
ein Zimmer) waren die Wände roh, über 4 einfach bemalt und hier höchstens
3 M. hoch, so dass beide Stockwerke nicht ganz 7 M. erreichten.
Nach dem Plane scheint es, als hätte das Haus zwei Fauces, 11 und 12;
doch ist nur 12 in der That dieser Durchgang zwischen dem öffentlichen
und privaten Theile des Hauses, in 11 dagegen lag die Treppe zum obern
Geschoss, deren erste steinerne Stufe erhalten ist, und unter welcher, vom
Peristyl aus zugänglich, ein Tisch an die WVand angelehnt gestanden hat;
von Decoration ist nicht die Rede; es ist übrigens deutlich zu erkennen, dass
11 erst nachträglich von dem anstoßenden Zimmer 19 abgetrennt worden ist.
Eine bescheidene Decoration findet sich in dem Gange 12, dessen WVände mit
sehr rohen, jetzt zerstörten Figürchen bemalt waren; am linken vordern
Pfosten ist roh ein Gladiator gemalt. Außerdem ist hier der Name PRIMI
mit Farbe angeschrieben und ein Distichon eingekratzt gewesen, von dem wir
mit anderen Graffiti später sprechen werden. Thürangeln zeigen, dass dieser
Gang an beiden Enden verschließbar gewesen ist. Mit 13 ist das Peristy-
lium bezeichnet. Die eigenthümliche Anordnung der nur an der linken vor-
dern Ecke durch ein Podium verbundenen Säulen zeigt der Plan. Sie gehört
aber nicht der ursprünglichen Anlage an; es ist vielmehr erweislich, dass die
ßigenthümliche Einknickung an der erwähnten Ecke auf einen Umbau zurück-
geht, welcher jünger ist als die dem letzten Decorationsstil angehörige Stuck-
bekleidung der übrigen Säulen; die frühere Gestalt der linken Seite des