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Viertes Oapitel.
Austiefung in der linken Wand zur Aufnahme der Bettstelle als Schlafzimmer
bezeichnet ist. Die Weißen Wandfelder, mit einfachen aber ziemlich sorgfältig
gemalten Ornamenten enthalten in der Mitte kleine viereckige Bilder (Hlbg.
No. 372. 384. 417. 454. 455. 1274), welche in Halbiiguren Wesen hauptsäch-
lich des bakchischen Kreises, daneben Paris und Eros darstellen, ohne große
Kunst, aber flott gemalt. Gedeckt war das Zimmer mit einer 3,83 M. hohen
Verschalung in Form eines Tonnengewölbes. Von dem Bette, das hier ge-
standen, wurden einige Theile des bronzenen Beschlags aufgefunden. Ganz
schmucklos ist die Cella 6 links am Atrium, welche mit dem Laden links am
Ostium im Zusammenhange steht, also für den hier verkaufenden Sclaven
wie die gegenüberliegende für seinen Collegen vom andern Laden bestimmt
war. In der Hinterwand sieht man die Löcher für die Deckenbalken; die
linke Wand ist bis zur Höhe des ersten Stockwerks erhalten, welches durch
eine Treppe in 30a zugänglich war; in der Rückwand des obern Zimmers
war ein Abtritt mit Röhrenleitung angebracht. Die Hinterwand und die linke
Seitenwand des anstoßenden Cubiculum 7 ist bei alten Nachgrabungen durch-
schlagen; dasselbe ist einfacher als das gegenüberliegende 5, aber gleichfalls
mit ähnlichen Bildern bakchischen Inhalts (darunter die Silenbüste Hlbg.
N o. 413), freilich von ungleich roherer Malerei, geschmückt, von denen einige
durch die Durchschlagung der Wand zerstört sind. Auch dies Zimmer war wie
5 mit einer Verschalung bedeckt, aber nur 3,21 M. hoch. An der linken Wand
hat eine eisenbeschlagene hölzerne Kiste gestanden, deren Spuren an der Wand
und im Fußboden sichtbar sind; zu ihr gehörten verschiedene Exemplare viel-
fach vorkommender, eigenthiimlicher Röhren von Knochen, deren Bedeutung,
lange ein Räthsel, jetzt erklärt ist, und auf welche bei Besprechung des pom-
pejanischen Hausgeräths zurückgekommen werden soll.
Die Ala 9 hat einen Fußboden aus einer stuckartigen Masse mit Marmor-
brocken; die Mitte ist durch ein aus Marmorplatten gebildetes, mit einer
Mosaikborde eingefasstes Quadrat ausgezeichnet. Auf den auch hier bei an-
tiken Nachgrabungen durchbrochenen Wänden finden wir Bilder, unter denen
Apollon mit Daphne (Hlbg. No. 209), Perseus und Andromeda links (Hlbg.
No. 1192) und ein halbzerstörtes rechts (Hlbg. N0. 1149) zu nennen sind,
welches letztere wahrscheinlich Herakles darstellt, welcher Alkestis dem Admet
zurückführt. Anders verhält sich's mit dem gegenüber liegenden Zimmer 8,
der Lage nach der zweiten Ala, Welche aber von Anfang an kleiner war, und
von der es sehr zweifelhaft ist, ob dieselbe, wenigstens in der letzten Zeit
Pompejis, als solche gedient hat. Hier fand man nämlich, aufgestellt auf
den Resten von hölzernen Brettern, welche in den roh angestrichenen Wänden
befestigt waren, überaus reichliches Kii ch engeräth von Bronze, Eisen und
Tl10I1- Natürlich Widerspricht dieser auch bei den entsprechenden Gemächern
in anderen Häusern sich wiederholende Umstand der Bestimmung des Zimmers
alS Ala-F Wir werden es vielmehr als Gefäßkammer anzuerkennen haben;
Spuren eines Verschlusses sind nicht nachweisbar, doch wird ein solcher wohl
vorhanden gewesen sein. Die Lage dieser Gefaßkammer ist auffallend genug,
um so mehr, da wir die Küche auf der andern Seite des Hauses finden
werden; wir erinnern uns dabei der Schränke, welche, wie oben (S. 261)bemerkt,