Capitel.
Zweites
zu begründen suchte. Vergebens. M. Marcellus" Sieg über Hannibal bei Nola
im Jahre 215 nöthigte den Letztem, sich weiter südlich zu ziehen und die
camparrischen Städte sich selbst zu überlassen. Bekannt ist, dass Capua nach
hartnäckigem Widerstände im Jahre 211 wiedererobert und streng bestraft
wurde, und, dass trotz des im Einzelnen zwischen Römern und Puniern wech-
selnden Kriegsglückes in Unteritalien vor Ablauf des Jahrhunderts Roms neue
Herrschaft in diesen Gegenden neu begründet war und dieselben fester um-
schloss, als zuvor.
Im Bundesgenossenkrieg drangen im Jahre 89 v. Chr. die Römer unter
Sulla in das südliche Campanien ein; T. Didius erstürmte Herculaneum;
Sulla selbst zerstörte Stabiae und belagerte Pompeji. Ein unter Cluentius her-
anrückendes Entsatzheer ward zweimal geschlagen, Pompeji aber nicht ge-
nommen, da Sulla es vorzog, statt sich mit längerer Belagerung aufzuhalten,
lieber in Samnium, den eigentlichen Herd des Aufstandes, einzurücken.
S0 war der Kriegssturm mit den Schrecken der Einnahme, Plünderung und
Zerstörung an Pompeji vorübergegangen. Sulla schiifte sich im Jahre 87 nach
Asien ein um König Mithradates zu bekämpfen; in Rom kam die demokra-
tische Partei unter Marius und Cinna ans Ruder, der sich sowohl das von
Sulla vor Nola zurückgelassene Heer, als die Samniten und Campaner an-
schlossen. Als dann im Jahre 83 Sulla aus Asien zurückkehrte, als mit den
römischen Demokraten auch die ihnen verbündeten Samniten in ihrem letzten
blutigen Verzweiflungskampf unterlagen, da war es aus mit dem letzten Rest
von Selbständigkeit Carnpaniens und speciell Pompejis. Sulla hatte Pompeji
nicht vergessen. Nachdem im Jahre 80 der letzte Widerstand niedergeworfen
war, sandte er eine Anzahl wir wissen nicht wie viele seiner ausgedienten
Soldaten als Colonisten dahin, indem er ihnen einen Theil der Stadt und der
Flur anwies. Sulla's Neffe, P. Sulla, leitete die Ansiedelung.
So war ein großer Theil der Pompejaner seines Besitzes und seiner Hei-
math beraubt; die übrigen mussten mit den verhassten Eindringlingen in den-
selben Mauern leben, ja sie mussten es sich wahrscheinlich gefallen lassen,
dass dieselben als eine bevorzugte Classe constituirt wurden, sie selbst aber in
Bezug auf die Abstimmungen in Communalsachen und auf die Benutzung der
öffentlichen Localitäten nur beschränkte Rechte genossen. Denn namentlich
falls die Colonisten weniger zahlreich waren, als die alten Pompejaner, bedurfte
es besonderer Bestimmungen, um jenen, was ja nothwendig war, die Herr-
schaft zu sichern, und sicher werden diese Bestimmungen nicht gefehlt haben.
In der That erfahren wir aus einer Rede, welche Cicero zur Vertheidigung
jenes P. Sulla hielt, dass gleich in der nächsten Zeit zwischen den Alt- und
Neubürgern Jahre lang gestritten wurde über die Spaziergänge und die Ab-
stimmungen (de ambulatione ac de sufragiis); der Streit wurde durch einen
Schiedspruch der Patrone der Colonie erledigt. Übrigens erfahren wir bei
dieser Gelegenheit, dass P. Sulla bei der Constituirung des Gemeinwesens in
billiger und verständiger Weise vorging. Beide Theile waren mit seiner Tha-
tigkeit zufrieden und er erfreute sich einer solchen Beliebtheit auch bei den
Altbürgern, dass man ihn beschuldigen konnte, er habe dieselben zur Theil-
nahme an der Verschwörung Catilinals zu verleiten gesucht. Die Rechtsun-