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Viertes Capitel.
M 0d es to, liegt an der Ecke des Vicoletto di Mercurio und dessen di Modesto
(VI, 5, 13; im Plan N0. 24). Es ward in der ersten Zeit der römischen Colonie mit
Benutzung von Theilen eines ältern Hauses erbaut und ist durch zwei Umstände
besonders interessant. Erstens nämlich enthielt es vorzügliche Gemälde zum
Theil mythologischen Inhalts, so namentlich nach einigen Angaben in dem
Gemache 6, nach anderen, Weniger wahrscheinlich, im Atrium, jetzt völlig
zerstört und spurlos verschwunden (Hlbg, N0, 1329), die bekannte Scene aus
der Odyssee (X, 315 iiI), wo Kirke dem Odysseus das zauberische YVeinmuß
gemengt hat, und eben ihm, auf dessen Verwandelung sie hofft, gebietet, zu
den Genossen in den Kofen zu Wandern, als Odysseus
das Schwert von der Hüfte sich reißend,
Rannt" auf Kirke hinan wie voller Begiei zu ermorden;
Doch laut schrie sie und eilte gebückt ihm die Kniee zu fassen.
Das ist genau dem Dichter folgend und doch in treiflicher malerischer Auffas-
sung wiedergegeben (abgeb. bei Mazois Il, pl. 43). Ein zweites Gemälde, Achill
auf Skyros darstellend (Hlbg. N o. 1299), ist gleicherweise zerstört und nur in
älteren Zeichnungen überliefert. Zweitens ist dieses Haus zur Besprechung
geeignet, weil wir dabei Gelegenheit haben werden, einen durch die Autorität
Mazois" verbreiteten Irrthum zu berichtigen, als 0b wir nämlich hier ein Bei-
spiel des Atrium displuviatunz (s. oben S. 259) hätten. Indem wir also in
Fig. 152 den von Mazois restaurirten Durchschnitt geben, müssen wir bemer-
ken, dass die Restauration des
G Daches falsch, dasselbe vielmehr,
fliuliflßdll) wie gewöhnlich, nach innen ge-
neigt zu denken ist. Jene Mei-
nung nämlich stützt sich aus-
iiiiiießiiiii iii iii iii iiii iiiii
" 171 3; 11 vorhandenen Löcher für einige
lf. l", schräg aufstehende Latten oder
dünne Balken, wie sie auf dem
hin Durchschnitt links den Dach-
Vorsprung unterstützen. Diese
Fi 172 R _b als 2,30_M. über dem Fußboden
g. a estaurirterDurchschmtt auf der Lnnea des Atnums der Durchschnitt
giebt sie zu hoch an), das Dach
könnte also da, wo es die Wand trifft, allerhöchstens 3,50 M. hoch gewesen
sein, und müsste in derselben Höhe auch die gegenüber liegende Wand
getroffen haben. Da aber diese bis zu 5 M. unversehrt erhalten ist, so können
wir vollkommen feststellen, dass dies nicht der Fall war, dass also jene
schrägen Balken eine andere Bedeutung hatten, etwa ein kleines Dach,
unabhängig von dem des Hauses, zum Schutze des Fußweges trugen. Auch
findet sich von den bei Vitruv erwähnten Röhrenleitungen keine Spur; das
Wasser müsste also, wie auch Mazois annimmt, nach außen abgeflossen sein,
das heißt nach rechts in den Garten des Nachbarn, was doch schwerlich zu-
lässig war. Dagegen sieht man in der rechten Wand in der Höhe von 5 M,