Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Sacraria.
Keller.
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Heiligthümgr finden sich besonders häuiig in der Küche. Ein Beispiel einer
im Stilder letzten Zeit Pompejis besonders reich mit Stuckornamenten ver-
zierten Hauscapelle stellt Fig. 146 nach photographischer Aufnahme dar; es
befindet sich im Atrium des im großen Plane mit No. 117 bezeichneten, neben
demjenigen des Epidius Rufus an der Strada della casina delll aquila liegenden
Hauses des Epidius Sabinus (IX, 1, 22).
Keller (lzypogaea oder apogaea) im eigentlichen Sinne, wie wir sie bauen,
sind in Pompeji nicht häufig, denn die nur halb unterirdischen Raume, welche
sich vielfach aus der Unebenheit des T errains ergeben, können nicht eigent-
liche Keller genannt werden. Solche halb unterirdische Räume finden sich
namentlich unter den großen Kaufmannshausern am Südwestabhange des
Stadthügels, unter der Casa dell, Ancora, unter der Casa di Jllarte e Venere
(Plan N o. 66) und noch öfter. Als Wirklichen Keller müssen wir dagegen die
Kryptoporticus der Villa suburliana bezeichnen, welche, nach den dort gefun-
denen Amphoren zu urtheilen, auch zu ähnlichen Zwecken wie unsere Keller
gebraucht wurde. Ein wirklicher Keller findet sich ferner unter dem Hause
des Caecilius Jucundus (V, 1, 26), unter der Casa de! Fauna ubbriaco (clel Cen-
tenario), unter der Casa del Centauro (VI, 9, 5; Plan N0. 38), wo im Keller
die Küche mit dem Larenheiligthum war, über ihm aber, auf jetzt eingestürzten
WVölbungen, der Garten. Der merkwürdigste aber ist derjenige in dem Hause
des N. Popidius Priscus, früher Oasa dei marmi, am Vicolo de! panattiere
(VII, 2, 20; Plan No. 71), welcher sich seitwärts am Peristyl und zum Theil
unterhalb desselben befindet. Aus diesem steigt man auf einer gradeaus ge-
führten Treppe von zwölf Stufen in denselben hinab und befindet sich dann
zunächst der Ilauscapelle oder dem sacellzem des custosfoniis gegenüber, d. h.
zwei Nischen mit davorstehendem Altar. Links erstreckt sich der Keller in
zwei Abtheilungen, in deren erster sich der früher (S. 238) schon erwähnte
tiefe Brunnen befindet. Der Keller ist mit einem spitzbogigen T onnengewölbe
bedeckt, durch welches Lichtöifnungen nach dem Peristyl hin gebrochen sind,
während er sich gegen die Treppe mit zwei rundbogigen Eingängen öffnet;
in seinem Grunde ist eine wie eine große Badewanne gestaltete Abtheilung,
in Welcher bei der Ausgrabung Kalk gefunden wurde.
Schließlich muss hier noch ein Wort über die gangbare N omenclatur der
Häuser in Pompeji gesagt werden, der man, Weil dies zur Verständigung noth-
wendig ist, folgen muss, obgleich die Namen nur selten gut gewählt sind.
Einen Theil der Häuser hat man nach den Namen genannt, welche in den auf
die WVände gemalten Wahlempfehlungen vorkommen, und welche man, ab-
gesehn von wenigen Ausnahmen, mit Unrecht auf die Besitzer oder Bewohner
bezog; so sind getauft worden z. B. die Häuser des Modestus, Pansa, Fuscus,
Sallustius, Pomponius u. a. Zweitens entnahm man Häusernamen den Titeln
der hohen Herrschaften, in deren Gegenwart und zu deren Ehre die Häuser
oder einige Raume derselben ausgegraben wurden; so sind benannt die
Häuser des Königs von Preußen, des Kaisers von Russland, der Königin
von England, des Großherzogs von Toscana u. a. Drittens benannte man die
Häuser nach auffallenden Eigenthümlichkeiten der Decoration oder des Haus-
raths oder nach Hauptbildern oder irgend einem sonstigen Merkmal; von der