Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Der private Theil.
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Privathauses, die eigentlichen Gesellschaftszimmer und deshalb so groß ge-
nommen, dass man zwei Triclinien in ihnen stellen konnte; ihre Lage ist nicht
fest bestimmt. Unterschieden werden tetrastyle Oeci mit vier Säulen zum
Tragen der Decke, korinthische mit doppelter Säulenreihe unbestimmter Zahl
und aegyptische mit einer eigenen Einrichtung. Diese hatten nämlich eine
untere und obere Säulenstellung; die Intercolumnien der letztern dienten als
Fenster des erhöhten Mittelschiffs, während die Seitenschiffe in der Höhe der
unteren Säulen einen äußern Umgang, einen erweiterten Balcon trugen. Endlich
werden noch kyzikenische Oeci erwähnt, welche seltener im Gebrauch und
besonders für den Sommer bestimmt waren, deshalb nach Norden sich öifneten
und die Aussicht auf den Garten boten. Verwandt mit den Oeci waren die
exedrae (20 auf dem Plan), zu deren Charakteristik es gehört, dass sie nach vorn
ganz oder fast ganz offen waren; sie dienten zu beliebigem Aufenthalt, konnten
aber auch als Speisezimmer benutzt werden. Häufig ist eine geräumige Exedra
(lem Tablinum gegenüber auf der Rückseite des Peristyls angebracht. Die
Wirthschaftsräilme, Küche mit Vorrathskammern, zu denen in größeren
Häusern manchmal noch ein Backofen nebst Zubehör und auch wohl ein Bad
hinzukommt, bilden nicht selten eine gesonderte dritte, meist neben dem
Peristyl gelegene Abtheilung des Hauses. Ein besonders deutliches Beispiel
bietet die Oasa del Laberinto, mit Bad, Bäckerei und Stallung; aber auch das
Haus des Faun ist so angelegt, ferner das größte der kürzlich ausgegrabenen
Häuser, die Casa de! Fauna ubbriaco (oder de! Centenario) u. a. m.
Dies sind die Gemächer des normalen Mittelhauses. Das obere Geschoss
enthielt außer den cenacula die Zimmer für die Sclaven, ergastula, Arbeits-
zimmer genanut. Manche Häuser haben hinter der Wohnung, andere seitlich
neben den Wohnräumen einen Garten, auf den sich bei der erstern Anlage au
der hintern Fagade des Hauses ein Säulengang, porticus, 21, öffnet und der
eine Piscina, Brunnen und Springbrunnen und eine künstliche Gruppirung
von Bäumen und Sträuchern, Büschen und Blumen enthielt, falls er nicht wie
in Pompeji z. B. der Garten im Hause des Pansa und ganz ähnlich derjenige
im Hause des Epidius Rufus (Plan N0. 116), sowie derjenige in einem dritten.
namenlosen Privathause (Plan N0. 86), bei denen noch heute die Art der
antiken Bestellung völlig erkennbar ist, zu Gemüsebau verwendet wurde.
Manche Häusefmit sehr kleinem Gartenraum halfen durch auf die Hinter-
Wand gemalte Bäume, Sträucher und Blumen aus, und hatten den Xystus im
Peristyl. In mehren Fällen, deren zwei als Beispiele ausgehoben werden
lnögen (Fig. 144), kann man die durchaus architektonisch symmetrische An-
lage der Beete noch erkennen, indem dieselben mit hochkantig gestellten Zie-
geln eingefasst sind. Der Geschmack solcher Anlagen ist in der modernen
italienischen Gartenkunst ein ganz ähnlicher geblieben, so sehr die Anlagen
selbst gewachsen sein mögen. Das erste Beispiel (a) ist aus dem hintern
Peristyl der Casa dei capitelli colomti, das zweite (b, jetzt nicht mehr erhalten)
aus derjenigen der capitellißgurati, welche beide (Plan N0. 63 u. 61) dicht bei
einander unter Nr. 31 und 57 in der Insula VII, 4 liegen. In einem Falle,
soviel bisher bekannt, ist ein von jeder Wohnung abgesonderter, offenbarer
Gemüsegarten mit gut erhaltener Beetanlage, eine Handelsgärtnerei, gefun-