Die Privatgebäude.
Die Wohnhäuser.
Atrimn.
Alae,
Tablinum.
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die augenscheinlich immer mehr zunehmende Yernachlässigung nicht grade
des Atriums selbst, Welches nebst Alae und Tablinum immer der stattliche,
der Repräsentation dienende Eingangsraum blieb, wohl aber der anliegenden
Zimmer. Abgesehn von kleineren Häusern ohne hintere Räume, dienten sie in
der letzten Zeit größtentheils als Schlafzimmer für Sclaven, als V0rrathskam-
mern, vielfach, wie aus den dort gefundenen Gegenständen hervorgeht, gradezu
als Rumpelkammern. Dies gilt auch in Betreff des Hauses des Epidius Rufus,
welches, offenbar ein reiches Haus, doch keine hinteren Räume hat: hier
waren offenbar die besseren XZimmer im obern Stock 120,.
In manchen großen Häusern begnügte man sich nicht mit einem Atrium,
sondemlegte deren zwei an, von denen das eine als prachtvolle Eintrittshalle
diente, das andere einen mehr privaten Charakter hatte und namentlich auch
den Zugang zu den Wirthschaftsräumen vermittelte. Dies letztere ist kleiner
und hat nicht immer die vollständige und regelmäßige Gestalt mit Alae und
Tablinum, es ist bisweilen nur ein einfacher viereckiger Raum. In der
Regel liegen die beiden Atrien neben einander: so in der Oasa del Fauna, del
Laberinto, del T070 di bronzo (V, 1, 7) und öfter. Ausnahmsweise hatte das
Haus des Pansa sein kleines Atrium neben dem Peristyl, in welches eine Thür
in der Rückwand des Atriums führte. Später ist dann diese Thür vermauert
und das Atrium mit den anliegenden Räumen getrennt vermiethet worden m)
Über die Gemächer, welche sich um diesen Hauptraum des vordern Theiles
des Hauses gruppirten und von ihm ihr Licht empfingen, 9 auf dem Plane
Fig. 135, ist schon oben gesprochen worden; hier ist nur auf diejenigen zu-
rüekzukoinmen, welche ihren festen Platz und ihre nachweisbare Bedeutung
haben, die drei Erweiterungen des Atriums, die alae und das tablinum. Alae,
Flügel, heißen die beiden letzten, der Regel nach in ihrer ganzen Breite offen
gelassenen Gemächer der Langseiten, 10 im Plan Fig. 135 , welche zwischen
Mauerpfeilern eingefasst oder in prächtigeren Wohnungen mit Säulen zwi-
schen den Anten verziert wurden und in Pompeji fast immer durch sorgfäl-
t-igere und schönere Bedeckung des Fußbodens, seltener durch reichern
Schmuck der WVände ausgezeichnet sind. Nicht ganz selten sind sie aus ihrer
Lage am Ende in die Mitte der Langseiten des Atriums verrückt. Auch kommt
es in kleinen oder mittleren Häusern manchmal vor, dass sich die Ala nebst
den übrigen Seitenzimmern nur auf einer Seite des Atriums findet, oder auch,
Wo der Baum sehr beschränkt war, dass sie ganz fehlen. In den Alae ver-
wahrte in Rom die Nobilität ihre Ahnenbilder in eigenen Schränken; außer-
dem mögen sie als Empfangs- und Sprechzimmer benutzt worden sein. In
Pümpeji können wir jedoch beobachten, dass sie in der letzten Zeit mehr
wirthschaftlichen Zwecken dienstbar gemacht wurden, indem man große
Schränke in ihnen anbrachte, deren steinerne Untersätze in zahlreichen Fällen
erhalten sind. Ihnen entspricht im Hintergrunde des" Atriums das Tablinum,
11 im Plane Fig. 135, ein größeres, wie die Alae nach dem Atrium zu ganz
offenes, nur durch ein velum zu schließendes Gemach, welches nach hinten in
den ältesten Häusern Pompejis (Kalksteinatrien), so oft wir seine ursprüng-
liche Gestalt erkennen können, ganz offen war. Erst in den folgenden Perio-
den finden wir es bisweilen durch eine Brüstung vom Peristyl getrennt, wie