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Drittes Oapitel.
die der meisten Brunnen in Pompeji, die einfachste, die man sich denken
kann. Aus einem kleinen, aus einem Lavastein bestehenden Pfeiler, welcher
zur Aufnahme des Rohres der Leitung durchbohrt und in den meisten Fällen
mit einem Figurenornament am Ausguss verziert ist (in diesem Beispiel ist es
verloren gegangen), fallt das
Wasser in einen s. g. Can-
tharus oder ein viereckiges
Bassin, welches aus mit eiser-
nen Klammern verbundenen
Lavaquadern erbaut ist, um
„ w. der Bast des Wassers sicher
.9. w; zu widerstehn. Hintel dem
jlllilllll j h 3, Brunnen sieht man das ver-
„ i Vermeintliche castellum, d. h.
ein kleines gewölbtes .Ge_
ude mlt einer fensteliartlgen
ili Offnung; einegleicheOffnung
auf der gegenüberliegenden
Seite ist schon im Alterthum
Fig. 128. Ansicht eines Brunnens. Zugemauert worden. Dage_
gen ist eine Thür nie vor-
handen gewesen. Die Facade dieses kleinen Bauwerks nach dem Brunnen hin
war mit einem jetzt ganz verschwundenen, vielleicht den Larendarstellungen
angehörenden Gemälde (Hlbg. N0. 88) geschmückt, und vor demselben steht
ein kleiner, wohl den Zares compitales, den Schutzgöttern der Straßen, deren
Cult Augustus erneuerte, geweihter Altar. Ob es wirklich ein Castellum der
Wasserleitung ist, kann jetzt, wo der Boden nicht sichtbar ist, nicht untersucht
werden : es wird erlaubt sein, daran zu zweifeln, da auf der Ostseite (auch auf
dem Plan Fig. 127 sichtbar) einer der gewöhnlichen Wasserleitungspfeiler
daran gelehnt ist, das Gebäude selbst aber alterthümlichere Bauart zeigt, als
die Pfeiler der Wasserleitung. Der Hahn der Leitung ist an diesem Orte
nicht gefunden worden, wohl aber zeigen diejenigen
lich die Einrich-
ÜLVV von anderen Knotenpunkten wesent
tung, welche uns der Hahn aus dem Palast des Tibe-
rius auf Capri im Museum von Neapel vergegenwär-
c c tigen kann, den die nebenstehende Figur 129 zeigt.
fmimimiiiiiiilllliiV" ß Jeder sieht, dass der Theil b sich in demjenigen a
Fig. 129. drehte und so die Rohre c öffnete oder schloss, welche
Hahn einerwasserleitung- nach beiden Seiten führen. Jetzt sind diese Stücke
ganz fest in einander gerostet und sollen, so zu
sagen, antikes Wasser eingeschlossen enthalten, welches man, wenn der
Hahn geschüttelt wird versucht habe ich es nicht in dessen Innerem
deutlich Plätschern hören soll. Die meisten Brunnen sind dem hier beschrie-
benen und abgebildeten sehr ähnlich, nur dass der Cippus, aus welchem das
Wasser in das Becken floss, wie 5011011 gesagt, bei den meisten auf eine ver-
schiedenartige Weise mit Reliefen geschmückt ist. Beispielsweise bringen wir