Die öffentlichen Gebäude.
Brunnen,
Altäre und sonstige kleine Bauwerke.
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übrigens im Alterthum schwerlich unmittelbar an der Stadt vorbeißoss (s. oben
S. in Eimern oder Hydrien (YVasserkannen) herbeizuschaffen, konnte besten
Falls fiir die nächsten Hauser am Flussufer und für sehr primitive Culturzustände
genügen. Purnpwerke aber, durch welche man das Flusswasser hätte heben
können, sind dem Alterthume fremd gewesen. Pompeji war also für seinen
Bedarf an Trinkwasser auf eine YVasserleitung angewiesen, an deren einst-
maligem Vorhandensein man schon gegenüber den an nicht wenigen Stellen der
Stadt noch jetzt sichtbaren Pfeilern und den vielfach auf den Straßen und in den
Gebäuden sichtbaren Bleiröhren, sowie den zahlreichen Brunnen nie hat zwei-
feln können, welche letztere sich nicht allein in den Straßen und an fast allen
Straßenecken (in biviis oder trivüs) finden, sondern auch in nicht wenigen
Häusern, zum Theil sehr reich und eigenthümlich verziert, wiederkehren.
Woher das WVasser kam, 0b aus dem Sarnus, worauf die starke Ablagerung
von Kalksinter führt, ob vom Vesuv, das ist noch nicht sicher festgestellt.
Jedenfalls lag der Ausgangspunkt der Leitung viel höher als der von Fontanas
Canal (oben S. es geht dies theils aus der Höhe der erwähnten Pfeiler
hervor, auf welche das Wasser durch seinen eigenen Druck hinaufgetrieben
wurde, theils aus dem vor kurzem nördlich von der Stadt aufgefundenen Zu-
leitungscanalmß) Die Leitung war sowohl außerhalb als innerhalb der Stadt
unterirdisch, und die schon erwähnten Pfeiler bildeten ihre Knotenpunkte.
Sie bargen in den beiden Vertiefungen, die sie charakterisiren, Röhren; in
einer derselben stieg das zugeleitete YVasser in auf der Höhe des Pfeilers be-
findliche offene Bassins, welche, obgleich selbst zerstört, doch sicher nach-
gewiesen sind; in der zweiten Vertiefung wurde es durch mehrfach sich ver-
zweigende Röhren an seine Bestimmungsorte weiter geleitet. Der Zweck
dieser örtlichen Erhebungen ist ohne Zweifel, den gar zu großen Fall und
Druck des Wassers auf die Röhren abzuschwächen, indem aus den offenen
Bassins das überschüssige Wasser abfloss, während andere Knotenpunkte der
Leitung unter dem Niveau der Straßen lagen und durch s. g. castella aguae,
für deren eines man das auf Fig. 128 hinter
dem Brunnen sichtbare kleine Gebäude halt,
geborgen wurden, ohne gleichwohl unzugang- .ääägbfägeä
lich zu sein. So ist das Wasser dieser Leitung
durch alle Quartiere und auch in viele Häuser äää
vertheilt gewesen, und zwar allen Anzeichen
nach reichliches Wasser. 1'
Von den sichtbaren Monumenten der pom- l
pejaner Wasserleitung fassen wir zunächst die l
Brunnen in den Straßen und an den Straßen-
ecken ins Avge- n
In den beiden Abbildungen Fig. 127 und LHJ s 1m.
Fgg- 128 finden wir den Plan und die Ansicht Fnnn m Plnn einen Bnnnnnnn
8111er Straßenecke, eines bivium mit dem eben
erwähnten castellum a und einem Brunnen b; es ist der erste an der Haupt-
Stfaße VOIII Herculaner Thor, welche man mit ihrem Pflaster und ihren Trot-
toirs ebenfalls auf dem Plan erkennt. Die Gestalt des Brunnens selbst ist, wie