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Drittes Capitel.
der Wölbung im Caldarinm: an beiden Stellen erkennen wir nur ziemlich grob
in weißem Stuck ausgeführte Ornamente. Fußboden und YVannen waren mit
opus Signinum, die Wände mit hellröthlichem Ziegelstuck bekleidet, so dass
das Ganze ungemein einförmig aussehen musste. Schwerlich sollte dies so
bleiben: wir dürfen sicher annehmen, dass dies nur die Unterlage für weitere
Decorationen sein sollte, dass man die Wannen mit Marmor, die Wände viel-
leicht auch theilweise mit Marmor, im übrigen mit gemaltem Stuck bekleiden
wollte.
Über den östlich und südlich von den Badesälen übrig gebliebenen, durch
zwei Eingänge von der östlichen Straße (vice di Tesmo) zugänglichen Raum ist
wenig zu sagen. Mit der östlichen Umfassungsmauer ist man ein beträcht-
liches Stück über die frühere Grenze der Insula hinausgegangen und hat so
die Straße verengt. Am Nordende des bezeichneten Raumes hatte man eine
Pfeilerporticus z, wie es scheint mit Benutzung schon früher vorhandener
Pfeiler, errichtet, welche aus i, dem Vorraum der Badeanstalt, zugänglich war.
Der massive Pfeiler a, welcher in ganz anderer Richtung steht, als die Mauern
des Gebäudes, kann keinen constructiven Zweck gehabt haben; da er genau
nach Süden orientirt ist, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass er eine
Sonnenuhr tragen sollte: wir erinnern uns, dass eine solche in den größeren
Thermen gefunden wurde, und dass Wir in den kleineren Thermen, an einer
ganz ähnlichen "Stelle, einer Säule begegneten, für die wir den gleichen Zweck
vermutheten (S. 212). Zu welchem Zweck man den Raum ß mit einer Mauer
umgeben wollte (auf der punktirten Strecke sind nur erst die Fundamente
gelegt), können wir nicht errathen.
Sechster
Abschnitt.
Altäre und sonstige kleine Bauwerke.
Brunnen,
Gutes Trinkwasser galt im Alterthum für ebenso wichtig wie bei uns,
ja, wenn wir von den ungeheuern Bauten, Welche die Römer in viele Meilen
langen riesigen Aquaeducten anlegten, um sich dasselbe zu verschaffen, auf
den Werth schließen, den das "Wasser hatte, für noch ungleich wichtiger. Fiir
den Bedarf des Haushaltes, für Küche und Wäsche hatte man das in den Im-
pluvien gesammelte, in tiefgegrabene Brunnen geleitete und in ihnen geklärte
Regenwasser in jedem Hause bei der Hand, zum Trinken aber zog man,
obgleich das Wasser der Cisternen namentlich in älterer Zeit gebraucht wurde.
QuEllWaSSer begreiflicher Weise vor, welches oft sehr weither geschafft werden
musste. ' _
S0 311611 in POmpeji. Denn die Stadt hatte vermöge ihrer schon früher
dargestellten Lage auf einem Lavahiigel im Alterthum jedenfalls nur sehr
wenige lebendige Quellen oder Brunnen von Quellwasser; wir kennen deren
nur zwei: einen von 28 M. Tiefe in dem Keller der s. g. casa dei marmi, jetzt
domus N. Popidii Prisci genannt (VII, 2, 20), den andern, ähnlich tiefen, in
dem anliegenden Hause, domus O. Vibi (VII, 2,18). Das Vvasser des Samus, der