Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Die öffentlichen Gebäude. 
Die Centralthermen. 
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zum allmählichen Ablaufen im Maße des Zuflusses; dieselben sollten wohl bei 
der Bekleidung mit Marmor angebracht werden. 
Jeder der drei bis jetzt besprochenen Räume hat drei große, gewölbte 
Fenster auf die Palaestra. Letztere sollte offenbar auf dieser Seite keine Por- 
ticus erhalten, um diesen nach Südwest gerichteten Fenstern nicht die Sonne 
wegzunehmen, welche also mindestens vom Mittag an mit ihren Strahlen der 
Heizung zu Hülfe kam. Dazu kamen im Caldarium noch fiinf etwas kleinere, 
nach Siidost gewandte Fenster, denen freilich die Sonne zum großen Theil 
weggenommen wurde durch eine eben im Bau begriffene Mauer. Alle diese 
Fenster bilden eine treffliche Illustration zu der Vorschrift Vitruv's (V, 10, 1), 
dass die Tepidarien und Caldarien Fenster haben sollen wo möglich nach 
Südwest, sonst nach Süden, weil man namentlich Nachmittags zu baden 
pflegte, und zu der Bemerkung Seneca's (Ep. 86, 11), dass man zu seiner Zeit 
verlangte, in hellem Lichte abgebriiht zu werden  multa Zuce decoqui)  
Zu diesen uns auch aus den beiden anderen Badeanstalten bekannten 
Räumen kommt nun noch ein vierter, 1', ein runder, durch vier halbrunde 
Nischen (sclzolae) erweiterter, mit einer flachen Kuppel (von der nur sehr 
wenig erhalten ist) bedeckter Raum, mit suspendirtem Fußboden und Hohl- 
wänden, welcher von x aus durch die auf dem Plan angegebene Leitung geheizt 
werden sollte; der Raum unter dem Fußboden stand auch mit dem unter dem 
Tepidarium und Caldarium durch Öffnungen unter den Thüren in Verbindung. 
Eine solche Schwitzkammer nannten die Alten, wie namentlich aus einigen 
Stellen Vitruv's (besonders V, 10, 5) hervorgeht, Laconicum ; sie war der heißeste 
Theil des Bades und wurde namentlich von denjenigen benutzt, welche nicht 
eigentlich warm baden, sondern nur schwitzen wollten. Seine Lage, in Ver- 
bindung mit Tepidarium und Caldarium ist durchaus zweckmäßig. Zwar 
scheint es Regel gewesen zu sein, dass nur das Tepidarium von allen Baden- 
den gemeinsam benutzt wurde, dann aber sie sich theilten, indem die einen 
Zum warmen Bade ins Caldarium, die anderen in das Laconicum, den Schwitz- 
Iaum gingen; und daher war in der als Villa der Julia Felix bekannten Bade- 
anstalt (S. 200) das Laconicum nur aus dem Tepidarium zugänglich. Es 
mochte aber theils manche geben, die, um einen allmählichern Übergang zu 
haben, durch das Caldarium ins Laconicum gingen, theils mochte es vorkom- 
men, dass man nach dem Schwitzbatl im Laconicum noch ein warmes Wasserbad 
nahmmö). Wo die Kuppel ansetzt, sind drei kleine runde Fenster sichtbar, 
Welche wohl, durch Glasscheiben geschlossen, Licht gaben. Wir müssen an- 
Ilßhmen, dass, der Vorschrift Vitruv's (all) gemäß, im Scheitelpunkt der Kuppel 
eine Öffnung gelassen war, welche durch einen an Ketten hängenden kupfernen 
Schild bald mehr bald weniger geschlossen werden konnte, um so die Hitze zu 
mäßigen. Vitruifs Vorschrift, dass die Höhe bis zum Ansatz derWVölbung 
gleich dem Durchmesser sein soll, ist nicht befolgt: die Höhe kann wenig 
über 4,50 M., der Durchmesser zwischen den Hohlwänden wenig unter 8 M. 
betragen haben. 
YVas die Decoration dieser vier Räume betrifft, so war wohl nur die der 
lvöllüllllgen und Liinetten vollendet Geringe Reste sind am untern Rande 
der innern Lünette des Apodyteriums erhalten; ferner liegt ein Fragment aus
	        
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