Die öffentlichen Gebäude.
Die Centralthermen.
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Dach führt, welche modern vermauert ist. Aus der linken Wand dieses Ganges
ragt, abwärts gerichtet, eine starke Bleiröhre hervor, welche ganz den Ein-
druck macht, als hätte sie , mit einem Hahn verschließbar, zum Wasser-
schöpfen gedient. Hier wurde auch die mehrerwähnte Inschrift an die YVand
gelehnt, d. h. offenbar einstweilen bei Seite gestellt aufgefunden. Kehren wir
hier um, so führt uns der abzweigende Gang f in das ziemlich geräumige und
überwölbte Zimmer k, in welchem Michaelis mit überzeugender Genauigkeit
die Latrina mit ringsumlaufendem Canal nachgewiesen hat 103), dergleichen wir
eine kleinere in den kleinen Thermen in d und eine größere am Forum neben
der Fruchthalle gefunden haben. Da hier die nöthigsten Andeutungen über
die Beschaffenheit solcher durch fließendes WVasser stets rein erhaltenen, über-
aus sinnreich angelegten Räume gegeben sind, mag es mit einer Verweisung
auf die genaue und correcte Beschreibung von Michaelis hier sein Bewenden
haben; nur sei bemerkt, dass diejenigen, welche in diesem Raum ein Wasch-
haus erkennen wollten, sowie diejenigen, welche hier das in der Inschrift
erwähnte destrictarium suchten, sich im augenscheinlichsten Irrthum befanden.
Z ist ein großer, viereckiger Brunnen, ganz ähnlich dem der kleineren Thermen
(d auf dem Plan Fig. 116), welcher vermuthlioh theils durch das auf die flachen
Dächer fallende Regenwasser, theils durch Leitungswasser gefüllt wurde.
m ist ein von allen Seiten geschlossener, unzugänglicher Raum.
Mit wenigen Worten ist noch die Bedeutung der am Anfange des Ganges
a von der Theaterstraße her befindlichen Räume b, c und d festzustellen, von
denen b als die cella ostiarii durch eine gemauerte Lagerstätte an ihrem linken
Ende bezeichnet wird. In c führt eine Treppe in einen jetzt wegen starker
Kohlensäureausdiinstung unbetretbaren Keller hinab, d endlich, in welchem
Gemach der Anfang der aus Ziegeln erbauten Treppe in c liegt, ist nichts als
ein Vorzimmer zu c.
Die auch diese wie die kleineren Thermen an drei Seiten umgebenden
Läden verdienen keine nähere Beschreibung. Dieselben sind zum Theil mit
der Errichtung des Gebäudes gleichzeitig und zu diesen älteren Läden gehörte
auch derjenige, welcher später, wie seines Ortes bemerkt, in den Eingangs-
raum A verwandelt worden ist. Dagegen zeigen die Läden der Westseite
jüngere Bauart; freilich aber ist zu vermuthen, dass schon vor den Umbauten,
Welche mit den Thermen vorgenommen wurden, auch hier Läden vorhanden
WäITBD
Die Oentralthermen 104)
Eine dritte große Thermenanlage wurde im Jahre 1877 ausgegraben; sie
ist nicht nur weit jünger als die beiden besprochenen, sondern war zur Zeit
der Verschüttung noch im Bau begriffen und ihrer Vollendung ziemlich fern,
ist also trefflich geeignet uns über die Anforderungen zu unterrichten, welche
man um's Jahr 79 n. Chr. an eine solche Anstalt stellte. Nach ihrer Lage an
dem Kreuzpunkt der beiden die Stadt in grader Linie durehschneidenden
Hauptstraßen nennen wir sie Centralthermen.
Der große Hof d, den wir nach Analogie der eben besprochenen Thermen als
Palaestra bezeiehnen dürfen, ist auf zwei Seiten von Läden umgeben; t scheint