Erstes Capitel.
gleich auch Samniums unter die römische Herrschaft führte. Die Unterwerfung
geschah in der Form eines ewigen Bündnisses; sie ward gesichert durch ein
wohlbereclmetes Netz von Straßen und festen Militärcolonien.
In der nun folgenden dritten Periode, der Zeit der römischen Herrschaft
bis zum Bundesgenossenkriege, ist ohne Zweifel römische Sitte und Sprache
vielfach in Campanien eingedrungen. Doch blieben die meisten Gemeinden
der Form nach selbständig; sie behielten ihre einheimische Verwaltung, die
Bevölkerung im wesentlichen ihre oskisch-samnitische Nationalität und ihre
vom Griechenthum abhängige Cultur.
Erst in den Jahren 90-80 kämpften die Samniten ihren letzten Ver-
zweiflungskampf gegen das übermächtige Rom, in Verbindung anfangs mit
den übrigen nBundesgenossena Roms (Bundesgenossenkrieg 90-88), dann
mit den römischen Demokraten (Marius und Cinna). Die N iederwerfung und
blutige Vernichtung der samnitischen Nation durch Sulla, die Ausdehnung
des römischen Bürgerrechts auf ganz Italien, endlich die Deduction römi-
scher Colonien führte zur vollständigen Romanisirung auch Campaniens. Die
römische Sprache herrscht von jetzt an im ofüciellen Gebrauch ausschließlich
und wird auch im Privatverkehr immermehr die Oberhand gewonnen haben.
Die Bedeutung Pompejis beruhte darauf, dass es Hafenstadt war. Und
zwar diente ihm nach dem Zeugniss Strabos (V, p. 247) als Hafen die Mündung
des Sarnus. Derselbe Strabo giebt an, Pompeji sei Hafenort für Nuceria (N0-
cera), Nola und Acerrae, eine Notiz, welche in Bezug auf das viel näher an
Neapel liegende Acerrae höchst seltsam ist und für die Zeit des Strabo kaum
glaublich scheint. Man hat vermuthet, dass in früheren Jahrhunderten, als
der nördliche Theil der campanischen Küste (Kyme, Dikaearchia, Parthenope)
in den Händen der Griechen war, die oskischen Städte des Binnenlandes und
unter ihnen auch Acerrae, um sich von den Griechen unabhängig zu machen,
sich in Pompeji einen eigenen Hafen geschaffen haben, und dass dann auch
später der Handel dieser Städte die einmal eingeschlagene Straße beibehalten
habe; und in der That scheint dies der einzig mögliche Ausweg zu sein, wenn
man nicht einen Irrthum Strabos annehmen will.
Es ist zwar auch versucht worden, die Stelle Strabos so zu erklären, dass
Pompeji eine gemeinsame Colonie ener drei Städte wäre. Ja man hat gemeint,
dass dies in dem Namen Po mp a i i a ausgedrückt sei, welcher, mit dem griechi-
schen Verbum yväynw (aussenden) nahe zusammenhangend, gar nichts anderes
als eben nCOlOIIlGQ bedeuten könne. Und da nun Pompeji durch zwei ostwest-
liche Straßen in drei Stücke zerlegt wird, so hat man in diesen die drei Tribus
der Nuceriner, Nolaner und Acerraner erkennen wollen. Doch ermangeln
leider diese geistreichen Combinationen des Fundaments. Die Worte Strabos
sagen durchaus nichts anderes, als dass zu seiner Zeit Pompeji jenen drei
Städten als Hafenplatz diente; und auch die erwähnte Bedeutung des Namens
kann nicht im geringsten als sicher gelten: warum sollte z. B. nicht der ita-
lische Stamm pompe, welcher bflillfü bedeutet, darin stecken 2) "Y
Pompeji, obgleich Hafenstadt, brauchte darum doch nicht unmittelbar
am Meere zu liegen, denn, wie Strabo bezeugt, diente als Hafen der Fluss.
Da aber die Alten Pompeji durchweg als Küstenstadt erwähnen, so hat man