Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Die öffentlichen Gebäude. 
Die größeren Thermen. 
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übrigens auch in der Frauenabtheilung der kleineren Thermen, an einem Ende 
eine große, hier über den Boden erhobene Wanne für das kalte Bad befindet, 
in Welche vier Stufen von der Langseite hinaufführen, Während ihr das YVasser 
durch ein in dem Gange 5 liegendes Rohr zugeführt wurde und durch einen 
Canal in ihrer einen Ecke bei l abfloss. Übrigens ist diese Wanne erst 
nachträglich hier angebracht worden, was unter anderem auch daraus hervor- 
geht, dass die erwähnten Nischen sich ursprünglich auch hier fortsetzten. 
Wie früher für das kalte Bad der Frauen gesorgt war, wissen wir nicht, können 
aber bei dieser Gelegenheit auch noch feststellen, dass im Frauenapodyte- 
rium nicht nur die gleichen Nischen waren, wie in dem der Männer, sondern 
unter denselben noch eine zweite Reihe niedriger Nischen, von denen einige 
neben der Wanne erhalten, die anderen bei Gelegenheit der Neudecorirung 
des Raumes ausgefüllt worden sind. 
In Betreff der Decoration ist dieser übrigens sehr gut erhaltene Saal 
der alterthümlichste von allen: die einfach glatte und Weiße Wölbung nebst 
dem einfachen Gesims der Stichbögen stammt sicher aus der Zeit des ersten 
Decorationsstils und wird wohl der Erbauung gleichzeitig sein. Und dasselbe 
gilt von einem Theile des Fußbodens, welcher mit eigenthiimlichen, sonst in 
Pompeji nicht vorkommenden glasirten Ziegeln in Rautenform, getrennt durch 
Reihen von Mosaiksteinchen, belegt ist. Dieser Fußboden hatte offenbar sehr 
durch den Gebrauch gelitten; statt ihn aber ganz zu erneuern, hat man 
sich begnügt, die zerstörten Theile durch einen schlechten Stuckboden zu 
ersetzen; ein Streifen an der Ostwand war von Anfang an mit Lavaplatten 
belegt. Die Wände sind in der letzten Zeit Pompejis neu decorirt und bei 
dieser Gelegenheit wohl die unteren Nischen ausgefüllt worden: sie sind nebst 
den Bänken bis zum Abacus der Nischen roth bemalt, während diese und der 
über ihnen liegende Stuccosims weiß sind wie die Decke. Zwei runde Öffnun- 
gen in dieser letztern und eine dritte im Stichbogen der kurzen Wand über 
der Wanne geben eine mäßige Erleuchtung. 
Aus diesem Apodyterium führt eine mit Unterdrückung zweier Nischen 
nachträglich eingebrochene Thür zu dem Vorplatz 6, eine zweite in ein eben so 
einfach geschrnücktes Tepidarium 3, dessen mit grobem weißen Mosaik be- 
deckter Fußboden auf suspenszerae ruht. Auch seine Wände sind hohl; vom 
Gewölbe ist die querüber cannellirte Stuccobekleidung fast ganz herabgestiirzt : 
man sieht aber, dass auch sie einen Hohlraum hinter sich ließ. Die Thür zum 
Tepidarium durchbricht rechtwinkelig die Mauer; ursprünglich aber war sie, 
Wie die Lavaplatten des Fußbodens beweisen, schräg durch die Ecke ge- 
brechen. 
Das angrenzende Caldarium 4 entspricht den Caldarien in der andern 
Abtheilung und in den kleineren Thermen wiederum genau bis auf den einen 
Umstand, dass ihm an seinem einen Ende dem Alveus gegenüber die halb- 
rimde Nische für das Labrum fehlt; letzteres selbst ist vorhanden, vollkom- 
Illen erhalten, aber grade nicht elegant. Auch in diesem Caldarium ist der 
Fußbodenhohl, die Wände und die zum größten Theil eingestürzte wiederum 
quelfüber cannellirte Decke wie im Tepidarium mit Thonplatten belegt; die 
Decoration ist weit eleganter als diejenige der beiden bisher betrachteten Säle.
	        
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