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Drittes Capitel.
Abstrich, das Gewölbe fehlt fast ganz. Die Beleuchtung wird ähnlich wie in
dem Caldarium der kleineren Thermen hergestellt worden sein und ebenso
entspricht die Einrichtung der Wanne, soweit man nach den dürftigen Resten
urteilen kann, demjenigen, was wir bereits aus den kleineren Thermen kennen.
Ganz dasselbe gilt von der mit IX bezeichneten Heizeinrichtung in ihrer
Gesammtheit. Das Praefurnium bildet einen schmalen Gang, der in den V or-
platz 6 sowie in den auch von der Straße zugänglichen, durch einen Ausbau
erweiterten Vorraum XII mündet. An diesem Gange liegen zwei kammerartige
Räumlichkeiten, eine größere, welche etwa zur Aufbewahrung des Brenn-
materials gedient haben kann, und eine kleinere unmittelbar neben dem Heerde
gelegene, deren Bestimmung sich nicht nachweisen lässt. Den Heerd mit
seinen drei in verschiedener Höhe angebrachten und unter einander in Ver-
bindung stehenden Kesseln brauchen wir'mit Verweisung auf die Beschrei-
bung des in den kleineren Thermen befindlichen hier nicht näher zu erörtern:
wir bemerken nur, dass der dritte Kessel nicht, wie dort, durch die aus dem
Caldarium zurückströmende Luft erwärmt ward, sondern der Raum unter ihm
höher lag als der Raum unter dem zweiten Kessel und mit demselben in Ver-
bindung stand. Neben dem Heerde verwandelt sich der Gang in eine Treppe,
welche über das Zuleitungsrohr für die heiße Luft zum Caldarium 4 hinweg
und dann über sieben steile Stufen in XII hinabführt. In IX ist das ziemlich
starke Bleirohr sichtbar, welches von den Kesseln, und zwar ohne Zweifel
aus dem dritten, am höchsten gelegenen und am wenigsten erwärmten, zum
Labrum des Frauencaldariums führt.
Größeres Interesse als diese Nebenräume nimmt eine vollständige zweite
Abtheilung dieser Bäder in Anspruch, welche gleich bei dem ersten Anblick
an die Frauenabtheilung der kleineren Thermen erinnert, und auch, nach-
dem einige, dieser Annahme scheinbar entgegenstehende Thatsachen richtiger,
als dies früher geschehn war, beleuchtet worden sind, mit Gewissheit als
solche betrachtet werden darf. Außer der Thür von dem Vorplatz 6, der
lediglich ein Verbindungsgang zwischen dem Praefurnium und dem Apodyte-
rium 2 gewesen zu sein scheint und dessen Thür in das Apodyterium auch
erst nachträglich eingebrochen worden ist, führen zwei eigentliche Eingänge
von außen in diese Abtheilung. Diese Eingänge 1x und 59'? führen durch die
Gänge 1 und 5 in das Apodyterium. Sie waren beide gewölbt, doch ist die
Wölbung desjenigen, der von der Straße von Stabiae herkommt, 1, eingestürzt,
während diejenige des ungleich längern 5, welcher rechtwinkelig gebrochen
von der Theaterstraße herkommt, vollkommen erhalten ist. Derselbe erhält auf
seinem längern Schenkel durch sechs, auf dem kürzern durch drei viereckige
Offnungen im Scheitel seiner Wölbung, welche im Plane angegeben sind, sein
Licht. Er trifft nicht auf irgend eine der Wände des Apodyteriums, sondern
durchbricht Schräg dessen Ecke, was ursprünglich auch in Betreff der Thiir
zwischen Apodyterium und Caldarium der Fall war. Das Apodyterium 2, an
dessen Wänden gemauerte Bänke und über denselben die bekannten aber hier
zur Bequemlichkeit der kleiner gewachsenen Frauen etwas niedriger (1,50
statt 1,75 M. vom Boden) als in der Männerabtheilung angebrachten Nischen
{Zoculzd sich hinziehn, ist merkwürdig nur dadurch, dass sich in ihm, wie