Die öffentlichen Gebäude.
Die größeren Thermen.
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Tepidarium VII, welches namentlich in einem Punkte von der Einrichtung
des Tepidariums der kleineren Thermen abweicht und uns hierin etwas Neues
kennen lehrt. An seiner kurzen Wand rechts von der Thiir, durch welche
man eintritt, enthält es nämlich eine große Badewanne, welche einst mit
Marmorplatten ausgekleidet gewesen ist, unter denen sich einige befanden.
auf denen eine Inschrift aus der Regierungszeit des Augustus eingehauen
War. Die Tafeln selbst sind verschwunden, aber da sie mit der Inschrift-
seite in den Mörtel eingelegt waren, sind die Buchstaben in diesem ab-
gedruckt, und aus diesen Abdriicken hat wenigstens der für die Zeitbestim-
mung 9f8 v. Chr.) wichtige Anfang der Inschrift zusammengelesen werden
können. In dieser Wanne, welche als ein Zusatz der letzten Restauration
der Thermen nach dem Erdbeben zu betrachten ist, wurden lauwarme Bäder
genommen und zu diesem Zwecke das Wasser in derselben durch einen
eigenen kleinen unter ihrem Boden befindlichen Ofen k erwärmt, der von
dem Gange X' aus geheizt wurde. Die Thatsache, dass in diesem Tepidarium,
allerdings ungewöhnlicher Weise, gebadet wurde, während, wie wir gesehn
haben, die Tepidarien sonst nur den auf den Genuss des Schwitzbades vorbe-
reitenden Operationen dienten, diese Thatsache erklärt auch, warum unser
Tepidarium weniger reich als dasjenige der kleineren Thermen, obgleich nach
Maßgabe der wenigen erhaltenen Reste immerhin reich genug in Stuccoreliefen
ornamentirt war; denn die in allen Baderäumen herrschenden feuchten Dämpfe
konnten der Ornamentirung nur nachtheilig sein. Die Verzierungen stellen in
dem rings umlaufenden Friese Schiffe dar, in den Stichbögen leichte Lauben-
geriiste, ähnlich wie wir sie an der Palaestra fanden, und zwischen denselben
Figuren, welche Schriftrollen in den Händen halten und lesen: vielleicht
dürfen wir hier eine Andeutung der bekannten Sitte finden, dass Dichter, die
ja auch Pompeji besessen haben wird, in den Bädern ihre neuesten Producte
zum Besten gaben. Die Wölbung ist fast gänzlich eingestürzt und die YVände
sind stark beschädigt; der eberrfalls fast gänzlich eingestürzte Fußboden ruhte,
Wie derjenige im Caldarium der kleineren Thermen, auf Ziegelpfeilerchen, war
also hohl um die heiße Luft aufzunehmen, welche ihm aus dem ebenfalls
hohlen Raume unter dem Fußboden des angrenzenden Caldariums VIII durch
eine unter der Schwelle der beide Räume verbindenden Thiir befindliche Öff-
Illmg zuströmte. Die Wände sind mit Thonplatten belegt, welche die Wand
nur mit vier warzenartigen Vorspriingen berühren (tegulae mammatae) und so
hinter sich einen hohlen Raum zum Durchstreichen heißer Luft frei lassen.
Das sehr zerstörte Caldarium VIII entspricht fast genau demjenigen der
kleineren Thermen. Es zeigt dieselben drei Abtheilungen: erstens die Nische
mit dem Labrum, von dessen Schale hier nichts mehr vorhanden ist, während
der ebenfalls zum Theil zerstörte Fuß in der Mitte durchbohrt ist, um das
WVasser zuzuleiten. In der Mitte zweitens das eigentliche Sudatorium mit
Suspensurae und Wänden, welche nicht, wie im Tepidarium, mit Platten, son-
dern mit viereckigen Thonröhren belegt sind, und drittens am andern Ende der
Alveus für das heiße Bad, über welchem in der Wand drei, ohne Zweifel für
Statuen bestimmt gewesene Nischen angebracht sind. Der Wandschmuck ist
gänzlißh verschwunden, die Wand über dem Alveus zeigt jetzt nur einfachen
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