Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

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Drittes Capitel. 
welche aber nicht als Fortsetzung der Porticus erscheinen, sondern höher sind 
als dieselbe. Die YVände sind einfach weiß bemalt, der Bewurf fehlt am untern 
Drittheil; doch scheint dies nur zufällig zu sein. Da nun das rechte Inter- 
columnium dieses Raumes sich grade auf das Nordende der mit Tuffplatten 
gepfiasterten Bahn ö ö öffnet, so werden wir hier am natürlichsten den Standort 
derjenigen erblicken, welche auf dieser Bahn die oben (S. 219) erwähnten 
Steinkugeln entlang schoben.  Die links auf dem Plane anstoßenden Ge- 
mächer stehn mit der Palaestra in keiner Verbindung, und auch den Raum 
rechts 6, obwohl in ihn eine Thür aus der Palaestra führt, werden wir nicht zu 
dieser, sondern zu der Abtheilung der Frauenbäder zu rechnen haben. 
Lassen wir diese zweite Badeabtheilung einstweilen bei Seite und wenden 
uns derjenigen zu, welche im Plan mit römischen Ziffern bezeichnet ist und 
deren Beschreibung sich wegen ihrer großen Übereinstimmung mit den klei- 
neren lhermen am schnellstem wird erledigen lassen. Man gelangt und 
gelangte in der letzten Zeit Pompejis in diese Abtheilung entweder von 
der Palaestra aus durch die beiden Eingänge IVX und IX, I", oder von der 
Stabianer Straße aus durch XI: ganz wie wir es in den kleineren Bädern fanden. 
Von der Stabianer Straße aus kam man zuerst in einen kleinen Vorraum 
X2, mit Banken für die ihre Herren begleitenden Sclaven, und von da in 
das Apodyterium VI. In älteren Zeiten war die Anordnung hier eine etwas 
andere. Man trat damals durch die Thiir  in den Raum X1, welcher zu- 
sammen mit X2 als Vorraum diente. Dies musste geändert werden, als man 
in dem Tepidarium VII eine Badewanne anbrachte, nebst einer Vorrichtung k 
um unter ihr von X1 aus ein besonderes Feuer anzuziinden: da X1 nicht zu- 
gleich Vorzimmer und Heizraum sein konnte, schloss man die Thiir X9" und 
öffnete eine neue XI 100). YVelchen Zweck der erst in später Zeit angelegte 
unbedeckte kleine Ausbau XI haben konnte, ist ganz unklar.  Es ward schon 
oben erwähnt, dass der Eingang IIP" nachträglich vermauert worden ist: 
früher gelangte man durch ihn von der Straße der Holconier sowohl in die 
Palaestra als in das Bad.  Betreten wir die Baderaume durch den Eingang I"? 
von dem südlichen Säulenumgange der Palaestra aus, so befinden wir uns in 
einem Gange I, welcher ebenso bemalt ist wie das Vestibul A und die Säulen- 
gänge, und in welchem zu unserer linken Hand wie in einer Nische zwischen den 
Pfeilern der Thiiren I  und I M eine steinerne Bank für die wartenden Diener 
angebracht ist. Dieser Gang und der Gang III umgeben das schmucklose 
Gemach II, welches, aus einem ursprünglichen Laden in seine jetzige Gestalt 
gebracht, sich gegen den erstern Gang mit einem ziemlich großen Fenster öffnet 
und von demselben aus seinen Eingang hat. Wir lassen es unentschieden, ob 
dieses Zimmer für die YVächter und Capsarii bestimmt war, oder 0b es als Elaeo- 
thesium, d. h. als Kammer für das Salböl diente, oder ob es noch eine andere, uns 
unbekannte Bestimmung hatte. Aus dem Gange I und III betreten wir in IV ein, 
wie wir gesehn haben, auch direct von der Palaestra her zugängliches Zimmer, 
welches sowohl zu der Cella frigidaria V, als auch zu dem Apodyterium VI, von 
dem es durch keine Thür getrennt war, im Verhältniss eines Vorzimmers steht. ES 
ist der am reichsten und prachtvollsten decorirte von allen Räumen der größeren 
Thermen und übertrifft selbst das angrenzende Apodyterium an Schmuck ; es ist
	        
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