Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

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Drittes Capitel. 
Aus dem Gesagten geht mit hinlänglicher Klarheit hervor, dass wir wahr- 
scheinlich in D das in der Inschrift genannte destrictarium zu erkennen haben, 
d. h. den Ort, wo man sich Staub und Öl abschabte, und der außerdem zum 
Aus- und Ankleiden diente. Ebenso klar ist nun freilich, dass alle die eben 
besprochenen Räume, so wie sie uns vorliegen, ihrer Bauart nach nicht aus 
der ersten Zeit der römischen Colonie stammen, nicht von Ulius und Aninius 
erbaut sein können, vielmehr der Kaiserzeit angehören. Ist also unsere Erklä- 
rung richtig, so müssen wir annehmen, dass" das damals erbaute Destricta- 
rium später umgebaut worden ist: eine Annahme, der _ja auch nichts im Wege 
steht. Wir haben also nur noch das Laconicum zu suchen. 
Bevor aber weiter gegangen wird, ist noch ein Wort über den Wand- 
schmuck der besprochenen Bäume zu sagen. Die beiden einander entsprechen- 
den Räuine E und G waren, so viel wir sehen, ganz gleich decorirt; sie haben 
im Hintergründe, dem Eingange von der Palaestra gegenüber, in der Wand eine 
viereckige flache Nische, welche mit einer Mosaikborde umgeben und mit 
Muscheln verziert ist. Unter diesen Nischen ist noch e eine kleinere angebracht 
(s. die beiliegende Abbildung): aus dieser kam das Wasser. Im übrigen ist der 
blaue Grund durch piianzenumrankte Pfähle, zwei auf jeder Wand, getheilt. Vor 
diesen Pfählen steht auf der Rückwand je eine Nymphe auf einem Postament, 
farbig gemalt, also als bemalte Statue gedacht, welche mit beiden Händen eine 
große Muschel, aus der Wasser sprudelt, vor sich hält (Hlbg. N0. 1057)  Auf der 
Südwand vonE finden wir an gleicher Stelle einen ähnlich behandelten tanzen- 
den Satyr (Hlbg. No. 432); ferner war an jedem Ende jeder Wand eine auf einem 
Piedestal ruhende Sphinx in Weiß gemalt. Dazwischen sind auf dem blauen 
Grunde Piianzen und Vögel dargestellt, so dass es scheint, als sähe man in einen 
Garten (Hlbg. N0. 1545)  Unter dem Hauptgemälde läuft ein schmaler Sockel- 
streifen hin; derselbe enthält in der Mitte jeder Wand eine aegyptische Land- 
schaft mit Pygmaeenscenen, Krokodilen und anderen Flussthieren, die zum 
Theil mit einander kämpfen; an den Seiten ist er als gelbe Tafel behandelt. 
Unter diesem Streifen ist auf 2 M. Höhe die Wand nicht bemalt, sondern 
war mit jetzt fehlenden Marmorplatten bekleidet, ähnlich wie dies auch auf 
der Außenseite der Eingangswand dieser Zimmer der Fall ist , wo einige 
Marmorplatten erhalten sind (s. die dieser Seite gegenüberstehende Ansicht). 
Die Wände des Destrictarium I) sind einfach weiß. Desto reicher verziert 
zeigen sich dagegen die Mauern aller dieser Räume gegen den Hof, wie dies 
aus der Nachbildung der einen Hälfte derselben in der eben erwähnten Ansicht 
ersichtlich ist. Hier ist die ganze Wandfiäche mit einer ener phantastischen 
Architekturen bedeckt, welche wir aus so vielen anderen Beispielen in öffent- 
lichen, besonders aber in Privatgebäuden kennen. Über gemeinsame Sockel 
erheben sich schlanke Säulchen mit Simsen verbunden, welche hier runde, da 
viereckige, bald offene, bald gradlinig oder mit flachen Wölbungen gedeckte 
Räume einfassen ; zweistöckig bauen sich diese über einander, Treppen führen 
hinein, Thüren weisen auf dahinterliegende Gemächer hin, Draperien hangen 
von den Simschen, Balcönchen springen vor, Guirlanden schweben von Säule 
zu Säule; das Ganze ist überaus luftig, leicht, zierlich, perspectivisch sym- 
metrisch gegliedert und doch überaus reich und launig zu gleicher Zeit, sehr
	        
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