Die öffentlichen Gebäude.
Thermen
Die größeren
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Tiefe, ohne Zweifel zu kalten Bädern unter freiem Himmel und in Verbindung
mit den Leibesübungen der Palaestra bestimmt. Dieses unbedeckt gewesene
Bassin öffnet sich in seiner ganzen Breite auf den Hof, und ist gegen den-
selben durch eine niedrige, stufenförmige Brüstungsmauer abgeschlossen.
Innerhalb dieser führen vorn drei über die ganze Breite fortlaufende Stufen
Sowie an beiden Seiten von E und G ihrer je vier in die Tiefe hinab, während
an der Rückseite und in der Mitte zwei Stufen angebracht sind, die sicher nur
zum Sitzen gebraucht wurden. Die ganze Piscina oder Natatio war im Alter-
thum mit weißen Marmorplatten ausgekleidet, von denen jetzt nur einige
noch vorhanden sind, und muss in der That ein verlockend schönes Bade-
bassin gewesen sein; das Wasser wurde ihr durch ein Bleirohr in der einen
Ecke bei e zugeführt, während es durch eine große Öffnung bei e' abfloss.
Rechts und links in der Wand über diesem Bassin sind Nischen C C an-
gebracht, welche in eigenthümlicher Weise mit Kalksteinstücken, die viele
Pflanzenahdrücke enthalten, ausgekleidet sind, und in welchen einstmals Sta-
tuen gestanden haben mögen.
Begrenzt wird das Bassin zu beiden Seiten durch die ursprünglich ganz
gleichen Räume E und G, welche sich gegen dasselbe mit zwei weiten, im
Bogen geschlossenen Thüren öffnen, während sie durch eben solche Thüren
mit der Palaestra in Verbindung stehn (s. die Ansicht nach S. 222) Beide
Räume waren ursprünglich flache Nebenbassins , und ein solches ist E bis
zuletzt geblieben. Alle Eingänge liegen 0,65 M. über dem Boden, so dass
das Wasser nicht durch sie abfließen konnte. Dasselbe fiel in das Bassin
aus einer Röhre in einer kleinen Nische der Westwand und floss aus E ab
durch eine Öffnung bei 8' ; der Boden ist in E terrassirt, mit Resten von Mo-
saikverzierungen. Die Wände waren bis zur Höhe von 2 M. mit Marmor
bekleidet, oben mit weiterhin zu besprechenden Malereien bedeckt, welche für
ein Wasserbassin trefflich passen; die Marmorstufe, über welche man aus der
Palaestra zu F hinaufsteigt, erstreckt sich ebenso auch vor E und G. In G
aber ist in späterer Zeit der Fußboden bis zur Höhe der Eingänge erhöht
werden ; der Baum hat also eine andere Bestimmung erhalten.
D ist ein großer Baum mit einfach weißen Wänden, an welchen ringsum
Schränke von 1,65 M. Höhe deutliche Spuren zurückgelassen haben; auch
Von den Eisen, mit denen sie befestigt waren, sind Reste geblieben. Ohne
Zweifel ist D ein Auskleidezimmer, und die Schränke dienten zur Aufbewah-
rung der Kleider. Hier entkleidete und salbte man sich und ging dann in die
Palaestra, um gymnastischen Übungen obzuliegen; hierher kehrte man nach
Beendigung derselben zurück, entfernte mittels des Schabeisens (stlengis, stri-
gilis) Öl und Staub ( drvofüeoäut, destringere se), und begab sich dann zu-
nächst in das flache Bassin E, um sich vollends abzuwaschen. Von hier mochte
dann, wer wollte, noch in das größere und tiefere Bassin, die Natatio F über-
gehn. Es ist nun klar, dass zu solchem Gebrauch E vollkommen bequem liegt,
nicht aber G, weil es mit keinem Auskleidezimmer in Verbindung steht. Offen-
bar ist G mehr nur der Symmetrie halber angelegt und wenig benutzt worden;
und dies war der Grund, weshalb man diesen Raum später durch Erhöhung
des Fußbodens für feine andere, uns unbekannte Bestimmung einrichtete.