Die öffentlichen Gebäude.
Die größeren Thermen.
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Holzbohle aufgeniauerte Architrav, schwerfallig, mit Stuccoornamenten und
rother und blauer Malerei auf weißem Grunde, ist bei 04' o! und a" a" erhalten,
so wie auch Reste des gegen C geneigten Daches, welches bei der Ausgrabung
fast ganz erhalten gefunden wurde, aber bald bis auf einzelne Reste zusam-
menstiirzte. Oberhalb desselben ist die YVand mit wilden Thieren, den so
beliebten Venationen der Arena, bemalt. Dagegen befanden sich über dem
vordern Umgange B obere Räume, welche aber zu den anstoßenden Läden
gehörten; denn nur hier finden sich Spuren von Treppen; ein Mauerrest ist
bei a o: erhalten (vgl. Fig. 125). Die Pfeiler sind mit den Säulen überein-
stimmend bemalt. Der Umgang selbst ist, ausgenommen das Stück am Ein-
gange, wo sich das Travertinpflaster fortsetzt, mit opus Signinum geplattet,
seine Wände sind wie die des Vestibuls gemalt. In dem Umgange befindet
sich an der Siidseite hinter den Säulen eine Steinbank ß ß, welche, solange
hier die Decke des obern Geschosses vorhanden war, den ganzen Tag im
Schatten lag und offenbar für diejenigen bestimmt war, Welche hier in Muße
dem Leben und "llreiben auf dem Hofe zusehn wollten. In dem Boden des
Umgangs 13' liegen mehre Bleiröhren, welche sich in die Wände der angren-
zenden Baderäume ziehn und zu der diesen das WVasser zuführenden Leitung
gehören. Innerhalb der Säulen umgiebt den ganzen Hof eine Rinne, der-
gleichen wir schon aus dem Apollotempel und anderen Gebäuden kennen,
bestimmt, das vom Dach abfließende Regenwasser aufzufangen. Bei y und y' 91'
ist dieselbe durch viereckige Bassins zur Abklärung des Wassers unterbrochen,
welches aus y einen Abfluss in eine Kloake hatte. Wurde dieser, etwa durch
einen Stein, geschlossen, so floss es weiter bis y", wo die Rinne durch eine
Cisternenöffnung unterbrochen wird, welche das WVasser aufnahm.
Die schon erwähnte Sonnenuhr fand sich, gut erhalten, bei a' 04'; ihre
Inschrift besagt, dass der Quästor Maras Atinius sie aus Strafgeldern nach
Beschluss des Convents hat machen lassen. An den Säulen und Wänden des
Dmganges sind viele eingekritzelte und angemalte Inschriften, auch etliche
rohe Griffelzeichnungen gefunden worden, auf die hier nicht weiter einge-
gangen werden kann.
Der im Mittel 21 M. breite und 33 M. tiefe Hofplatz C hat einen Boden
von gestampfter Erde ; nur an der Westseite zieht sich ein etwa 2,48 M. breiter
Streifen d d von glattem grauem Tuffpflaster mit erhöhter Kante hin. Auf
diesem lagen bei der Ausgrabung zwei große und schwere steinerne Kugeln,
welche gewiss nicht zum Ballspiel, sondern, auf der gepflasterten Bahn gerollt,
zur Erprobung der Kräfte dienten, wofür eine schriftliche Analogie beigebracht
worden ist. Ob man nun hiernach die in Rede stehende Bahn mit Recht ein
Sphaeristerium genannt hat (was einen Raum zum Ballspiel bezeichnet), mag
dahingestellt bleiben; dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass wir
in diesem Hofe, mit Vorrichtungen zu gymnastischen Übungen, mit der Herme
des Gottes der Palaestra, die Palaestra der an die Spitze dieser Besprechung
gestellten Inschrift, in dem Säulengange die ebenda erwähnte Porticus vor uns
haben. In oskischer Zeit war sie, griechischer Sitte gemäß, dem Treiben der
Straße entrückt ; es gab keinen breiten Eingang (Alf), durch den man hinein
blicken konnte. Man betrat sie durch eine nur 1,13 M. breite, später ver-