Die öffentlichen Gebäude.
Die größeren Thermen.
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getrennten, von starken, nur hoch oben von einigen (zum Theil modernen)
Licht- und Luftöifnungen dnrchbrochenen Mauern umgebenen, überwölbten
Raum, der, gegen zwei Stockwerke über die Straße erhoben und tief unter
ihr Niveau hinabgehend, eine große WVassermasse zu enthalten bestimmt
gewesen ist. Dieses Wasser wurde durch ein rundes Rohr weiter geleitet,
welches etwa 1 M. vom Boden die YVand gegen o, eine zu einem Fenster
emporführende Treppe, durchsetzt, während eine in derselben Wand dicht am
Boden angebrachte viereckige und mit Bronze verkleidete Öffnung offenbar
zur Reinigung der Cisterne gedient hat und den am Grund angesammelten
Rückständen des Wassers von Zeit zu Zeit einen unterirdischen Abfluss ver-
schaffte. Diese Öffnung ist nämlich in dem Raume, zu welchem die Treppe o
hinabführt, mit einer bronzenen Schiebeklappe verschlossen gewesen; wurde
diese gezogen, so floss der unreine Rest des Wassers ab und man konnte,
über die Treppe o empor und durch das Fenster über eine Leiter hinabstei-
gend, die Reinigung gründlich bewerkstelligen. Durch die Leitungsölfnung
ist, weil sie höher lag, offenbar stets nur reines Wasser abgeflossen, während
sich der Bodensatz unterhalb derselben sammelte.
größeren Thermen 97
Schon seit langer Zeit hatte man aus der Kleinheit der früher bekannten
Thermen in ihrer Gesamrntheit und in ihren einzelnen Räumen geschlossen, dass
sie schwerlich das einzige öffentliche Badehaus Pompejis gewesen seien. Es
konnte daher die Auffindung eines zweiten Badehauses im Jahre 1857, dessen
Ausgrabung bis 1860 im Wesentlichen vollendet wurde, nicht unerwartet sein;
wohl aber gehört trotzdem und obgleich die neuen Thermen in manchem
Betracht als eine Wiederholung der früher bekannten gelten müssen, diese
Entdeckung zu den bedeutendsten und erfreulichsten der Neuzeit. Denn die
neuentdeckten Thermen sind nicht allein größer als die alten, sondern sie
Zeigen auch eine ganze Reihe neuer und interessanter Raume und bieten starke
und lehrreiche Eigenthümlichkeiten, welche zu einer nähern Betrachtung auch
dann auffordern würden, wenn es sich nicht zugleich um reichen, merkwürdigen
und schönen künstlerischen Schmuck handelte. Indem nun diejenigen Stücke,
in welchen die neuen Thermen die alten wesentlich wiederholen, so kurz wie
möglich behandelt werden, wird die Aufmerksamkeit besonders auf dasjenige
zu lenken sein, was sie Neues und Eigenthürnliches darbieten.
Auch hier müssen wir eine Inschrift an die Spitze der Besprechung stellen.
Sie wurde, angelehnt an die Mauer, also nicht an Ort und Stelle, in dem kleinen
Flur g im Plane Fig. 124 gefunden, wohin sie, beim Umbau der nach dem Erd-
beben vom Jahre 63 neu hergestellten Thermen von ihrem Platze entfernt,
einstweilen abseit gestellt worden sein muss. Diese Inschrift (jetzt in Neapel")
besagt:
C. Uulius C. P. Aninius U. II v. i. d. Laconicum et deslrictariunz fa-
cimzd. et porticus e! palaestr. reyiiciuvzda locarunt ex (Kecurionum) d(ecreto) ex
6a pequnia quod eos e lege in ludos aut in monumento consumere oportuitfaciun
coerarunt eidemgue probarumt)