Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Die öffentlichen Gebäude. 
Die kleineren 'I'hermen. 
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Summe, die jetzt wohl ungenügend sein würde, um eine solche Marmorwanne 
zu bezahlen. 
Am entgegengesetzten Ende des Caldarium (c Fig. 121, im Vordergrunde 
Fig. 122) ist die viereckige Wanne (alveus) für das warme Bad. Auf zwei 
Stufen stieg man zu derselben hinauf und setzte sich "auf die dritte oder die 
Wand der Wanne von weißem Marmor und 0,41 M. Breite. Die Fiiße ruhten 
auf einer innern Stufe von halber Höhe der YVanne, vermittelst deren man 
Sich allmählich in das warme Wasser tauchen konnte. Die ganze Lange der 
Wanne ist 5,05 M., die Breite 1,59 M. und die Tiefe beträgt nur 0,60 M. Zehn 
Personen können neben einander auf dem Boden des Bassins gesessen haben: 
denn sitzend wird man, nach der geringen Tiefe der Wanne zu schließen, das 
Bad genommen haben, weshalb auch die hintere Wand derselben Wie die 
Lehne eines Stuhles geneigt ist. Das heiße Wasser kam vermuthlieh aus einer 
iiber der linken Seite der YVanne in der hier nicht erhaltenen Wand ange- 
brachten Röhre. Ein Kupferrohr, welches in der linken vordern Ecke, am 
obern Rande, in die Wanne selbst einmiindet, ist, nach der Form seiner 
Öffnung zu schließen, eher ein Abflussrohr, durch welches das Wasser in dem- 
selben Maße, wie es zuHoss, entfernt wurde. Durch eine Öffnung im Boden, 
welche mit einem beweglichen Stein geschlossen wurde, konnte die ganze 
Wanne, der Reinigung halber, ausgeleert werden; das WVasser floss dann auf 
den Fußboden und diente zugleich zur Reinigung desselben. 
Zwischen dem Labrum und diesem Alveus ist nun endlich das eigentliche 
Caldarium, das trockene, d. h. nicht durch Dampf, wie in unseren russischen 
Bädern, vermittelte Schwitzbad, dessen Sitze von Holz gewesen sein werden, 
weil außer diesem Material nur Stein der dauernden warmen Feuchtigkeit 
widerstanden haben Würde. Der Boden ist nach dem Alveus hin leise geneigt, 
es muss also in seiner Nähe ein Abiiuss für das niedergeschlagene Wasser ge- 
wesen sein. Aus Rücksicht auf die in diesem Gemach statig aus dem Alveus 
aufsteigenden warmen Dämpfe sind seine Deeorationen ungleich einfacher als 
die des Tepidarium; Malerei fehlt ganz, weil sie nicht Stand gehalten hätte; 
die Wölbung ist nach einem sehr guten Motiv querüber von Carnies zu Carnies 
gleichsam cannellirt, wodurch die Form des Tonnengewölbes nachdrücklich 
hervorgehoben und zugleich dem an der Decke in Tropfen condensirten Dampf 
eine Reihe von Rinnen zum Abfluss geschaffen wird; im ganzen Raume treten 
flach cannellirte Wandpfeiler hervor und die Kuppel über dem Labrum enthält 
die auf der Ansicht Fig. 122 erkennbaren, schon erwähnten Stuccoornamente 
Dnterhalb der Kuppel ist, wie in den vorhin besprochenen Räumen, eine 
Öffnung für die Lampen angebracht; sie muss durch eine Glasscheibe ge- 
schlossen gewesen sein, und Glasscheiben werden wir auch in den Fenstern 
der Decke anzunehmen haben, nicht geöltes Leinen, welches sonst in der- 
artigen Räumen auch verwandt wurde; denn das Bestreben, viel Licht zu 
Schaffen, ist hier augenfällig. Der Fußboden ist von Mosaik und durch kleine 
Zregelpfeiler, suspensurae, unter den Ecken der einzelnen das Mosaik tra- 
genden großen Thonplatten unterhöhlt. In ähnlicher iVeise ist die Höhlung 
der Wände hergestellt. Dieselben sind nämlich nicht, wie in manchen anderen 
Belspielen solcher Anlagen, von denen dasjenige des Caldarium der größeren 
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