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Drittes Capitel.
seines Zußusses ablaufen ließ. Das wohlerhaltene und wie die Plattung des
Umgangs und der Nischen aus weißem Marmor bestehende Bassin ist im
Ganzen nur 1,30 M. tief. Die Bedeckung des Gemachs besteht in einer
uneigentlichen Kuppel, d. h. in einer solchen in Form eines abgestumpften
Kegels, und ist jetzt im Gipfel offen; daß dies ursprünglich so gewesen sei,
ist nicht glaublich, vielmehr rührt es von der Zerstörung her, die hier ein-
treten musste, weil die Spitze über die verschiittende Asche herausragte; den
Beweis für den ursprünglich vollständigen Gipfelschluss der innen blau ge-
malten Kuppel liefert eine durch dieselbe nach Südwest gebrochene Fenster-
öffnung, welche die Ansicht Fig. 118 zeigt, und die überflüssig gewesen wäre,
wenn der Gipfel nicht verschlossen war. Sie scheint ohne Scheiben gewesen
zu sein, weil es für dies Gemach zum Kaltbaden nicht auf einen Abschluss
gegen die freie Luft ankam. Die Wände waren hier mit grünen PHanzen auf
gelbem Grunde bemalt; die Nischen sind hellblau, wieder mit Pflanzen und je
einem Brunnenbecken, ihre Wölbungen roth gemalt und mit einem hübschen
Stuccorahmen eingefasst. Die Ornamentation, welche ähnlich in dem Frigi-
darium der größeren Thermen wiederkehrt, sollte offenbar an die freie Natur
erinnern. Auch der etwa 3 M. vom Boden umlaufende Carnies, aus der die
Kuppel entspringt, ist mit Stuccoreliefen geziert, welche gut gearbeitete
Rennen von Eroten zu Ross, zu Wagen und zu Fuß darstellen, die auf rothen
Grund aufgesetzt sind.
Kehrt man aus diesem Frigidarium zurück und schreitet durch die auf
der Abbildung Fig. 1 17 sichtbare Thür in der rechten Wand des Apodyterium,
so befindet man sich in dem 10,40)( 5,60 M. großen Tepidarium, D auf dem
Plane, dem Gemach für die Entkleidung derer, welche die heißen Bäder in
dem Caldarium E gebrauchen wollten, und zur Abkühlung derer, welche diese
gebraucht hatten, sowie für die mit dem Gebrauche der Schwitzbäder in Ver-
bindung stehenden Reibungen und Salbungen und alle die anderen Opera-
tionen nach dem Schwitzbad, für welche eigene Sclaven, unctores, Salber,
angestellt waren. Zu diesem Zwecke wurde das Gemach durch einen beweg-
lichen Heerd von Bronze mäßig erwärmt, während es einen unterhöhlten
Fußboden, wie das benachbarte Caldarium, nicht gehabt zu haben scheint.
Die folgende Abbildung Fig. 119 zeigt, dass dies Gemach sehr reich deco-
rirt ist, und in der That übertrifft es in dieser Beziehung alle anderen Ab-
theilungen dieser Thermen. Der Fußboden mit grobem weißen, scl1warzum-
randeten Marmormosaik geplattet, die Wölbung der Decke reich mit Stuc-
caturarbeit auf farbigem Grunde verziert, die WVände roth gefärbt, der Carnies
von Statuen getragen: Alles dies wirkt zusammen, um das Gemach sehr elegant
und prachtvoll erscheinen zu lassen. Die Statuen, Welche den Carnies der
Deckenwölbung tragen und die mit dem technischen Ausdruck als Atlanten
oder Telamonen zu bezeichnen sind, stehn auf einer rings um das Gemach in
der Höhe von 1,7 0 M. aus der Wand allerdings ziemlich unorganisch und schwer
vorspringenden Platte (die übrigens in einer frühem Periode besser profilirt
war, wie in der Nordostecke sichtbar) auf kleinen Basen und vor flachen Pfei-
lerchen, Welche Nischen (loculi) zwischen sich lassen, von denen nur diejenigen
zwischen dem 2. und 3. und dem 7. und 8. Atlanten der linken Seite aus