Die öffentlichen Gebäude.
Die kleineren Thermen.
203
ticus gefunden, unter anderen an der Siidwand eine ebenfalls fragmentirte
Anzeige von Arnphitheaterspielen. In dem Umgange dieses Hofes fand man
auch ein Schwert und die Büchse, in welche der thiirhiitende Badewärter das
für die Bäder empfangene Geld sammelte. Es war dies ein äußerst geringer
Betrag, ein guadrans nämlich, d. h. V4 As oder V40, und nachdem man 16 As
auf den Denar rechnete, V64 Denarius, nach unserem Gelde ungefähr 11h Pfen-
nig. Für einen Quadrans gebadet, gehst du wie ein König einher, sagt der
Dichter; in den großen öffentlichen Badeanstalten Roms wurden aber oft
genug der ärmern Classe aus Schenkungen Großer und Reicher unentgeltliche
Bäder gegeben.
An diesen Hof stößt das offene iiberwölbte Gemach f, die Exedra mit
Sitzen, das eigentliche 4,75 x 5,90 M. große Unterhaltungszimmer für die,
Welche ausruhen und sich zum Gebrauche des kalten Wassers abkühlen wollten.
Auch zu beiden Seiten der Exedra finden wir an den Wänden des Umgangs
steinerne Sitze g; bei der Lage des Gebäudes wird in diesem Theile des
Ganges, der sich nach Siidost öffnet, eine angenehm gemäßigte Temperatur
geherrscht haben, die man in der Exedra selbst noch kühler fand. Hatte
man sich nun in diesem Hofe, seinen Gängen und der Exedra gehörig vor-
bereitet, so begab man sich durch den erwähnten Gang e, dessen Wölbung
blau mit goldenen Sternen gemalt gewesen sein soll, in das Apodyterium, das
Auskleidezimmer B, in Welches man, wie bemerkt, durch den Eingang a 3
unmittelbar gelangt. Durch letztern konnten diejenigen, welche nur die
Erquickung des Bades suchten, zu ihrem Ziele gelangen. ohne mit der Ver-
sammlung im Hofe in Berührung zu kommen, während diejenigen, welchen
das Bad selbst vielleicht Nebensache, ein angenehm verbrachtes Plauder-
Stündchen, Austausch von Stadtneuigkeiten oder geistreichere Unterhaltung
die Hauptsache war, den Weg durch den Hof vorgezogen haben werden. Denn
das Bad war die Vereinigung der feinen Welt, und in der Exedra trugen die
Poeten die jüngsten Kinder ihrer Laune vor. In dem kleinen Gange e fand
man nicht Weniger als 500 Lampen (in diesen Thermen überhaupt über 1000),
die meisten von gewöhnlichem gebranntem Thon. Man sieht also, wie bedacht
die Pompejaner auf eine genügende Erleuchtung der an und für sich nicht gar
Zu hellen Baderäume Waren. Die besten dieser Lampen hat man für das
Museum in Neapel ausgesucht, die übrigen in lächerlicher Eifersucht zerschla-
gen und vernichtet; die erhaltenen besseren Lampen zeigen sehr mäßig aus-
geführte Reliefe meist mythologischen Inhalts.
Durch diesen Gang also gelangte man in das erste eigentliche Bade-
gemach, das Apodyterium, d.l1. das Auskleidezimmer, B auf dem Plan. Dieses
11,50 X 6,80 M. große Gemach ist wie die nebenliegenden Zimmer mit einem
Tormengewölbe bedeckt, Welches aus einem ziemlich schwerfälligen, mit
Greifen, Amphoren und Lyren in bunten Stuccoreliefen und dazwischen lie-
gendßn gemalten Arabesken verzierten Carnies entspringt. Die Wände sind
gelb bemalt, von der gewölbten Decke mit weißen Feldern in rother Umsäu-
mllng ist nur wenig erhalten. Der Fußboden besteht aus einem groben weißen
MOSaIk mit schwarzem Rande ; eine mit Marmor eingefasste viereckige Vertie-
fung III der Ecke neben dem Eingang zu C diente wohl zum Abfluss des zur