Die öffentlichen Gebäude.
Die Gladiatorenkaserne.
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nen Cisternen und kleineren Vertiefungen, in denen sich der Schmutz aus
dem Wasser niederschlug.
Die beiliegende Ansicht ist von der Terrasse neben der großen Treppe
vom Forum triangulare (B Fig. 88) aufgenommen; man sieht in der südlichen
Porticus die factisch ausgeführte Restauration eines Theils der Gallerie oder
des Balkons der oberen Cellen.
Es ist nun aber schon an sich wenig glaublich, dass diese Säulenhalleir
Von Anfang an zu dem dargelegten Zweck gebaut worden sein sollten, dass an
der ganzen Anlage die verhältnissmäßig kleinen umliegenden Raume, von
zum Theil recht dürftiger Bauart, die Hauptsache, die schönen, solide gebauten
Hallen und der weite Platz dagegen nur ein eigentlich überflüssiger Anhang
gewesen sein sollten. Denn wenn auch der Platz als Übungsplatz dienen konnte,
so war doch eine Gladiatorenschule hier gewiss nie vorhanden. Es ward
daher schon oben (S. 76 f.) angedeutet, dass sowohl die Form als der Zweck der
Anlage ursprünglich andere Waren. An der Stelle der nördlichen Cellenreihe
lag eine die große Freitreppe vom Forum triangulare fortsetzende, nach Norden
geöffnete Säulenhalle. Sie lag auf etwas höherem Terrain, als die der Gladia-
torenkaserne, doch war der Unterschied durch geringere Höhe der Säulen
ausgeglichen. Ob die beiden hier an einander stoßenden Hallen durch eine
Mauer oder nur durch eine dritte Säulenreihe getrennt waren, wissen wir
nicht. Ferner sind sowohl die Cellen der Nordseite als die Räume an den
anderen drei Seiten ihrer Bauart nach offenbar Weit jünger als die Säulen-
hallen; ganz besonders gilt dies von den kleinen Cellen (regelmäßig wech-
selnde Ziegel und ziegelförmige Hausteine), von denen nur die am Nordende
der Westseite etwas älter aussehen. Im übrigen stammen die verschiedenen
Räume aus verschiedenen Zeiten und kann ihre Entstehung im einzelnen nicht
verfolgt werden. Wie bemerkt wurde, war der Hauptzugang von der Stabia-
nerstraße her bei 2 durch die sehr anmuthige kleine ionische Säulenhalle 3,
Welche nach Stil und Bauart den großen Säulenhallen gleichzeitig ist. Auch
Sie ist viel zu schön für eine Gladiatorenkaserne. Besonders bexnerkenswerth
aber ist der Umstand, dass die Mauer, durch welche sie bei 4 von der Osthalle
des Hofes hinter dem großen Theater getrennt wird, jungen Ursprunges ist,
(lass noch zu einer Zeit, wo das kleine Theater schon stand und seine Stuck-
bekleidung (zweiten Stils) hatte, die beiden Hallen nicht von einander getrennt
Waren. Es fehlte hier also der für die Gladiatorenkaserne so wichtige sichere
Verschluss. Die spätere Gladiatorenkaserne stand ohne Zweifel ursprünglich
in Beziehung zum großen Theater und war bestimmt, bei plötzlichem Regen
den Zuschauern Schutz zu gewähren. Vitruv (V, 9, 1) schreibt vor, zu diesem
Zweck hinter der Bühne Portiken zu errichten, und in der That finden wir sie
In eben dieser Lage bei anderen antiken Theatern. Ihrer Bauart nach können
diese Hallen sehr wohl dem großen Theater gleichzeitig sein. Freilich müssen
an ihnen, wenigstens im Westen, von Anfang an irgend welche Räume gelegen
haben; denn die Rückwand der Cellen ist die alte Futtermauer des Hügels,
auf dem das Forum triangulare liegt. Es ist selbstverständlich, dass eine solche
Anlage nicht nur an Spieltagen geöffnet war, sondern auch sonst als Spazier-
sang diente. Demgemäß miindeten in die Eingangshalle 3 zwei Wege: der