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Drittes Capitel.
gang an kämpfen sollten (C. I. L. IV, 1200. 1204); ferner auf die Grabschrift
des A, Clodius (I. R. N 2378; U. I. L. X, 1074), welcher an einem Tage
40 Paare und dazu noch Thierkämpfer auftreten ließ. Hienach wird die Zahl
von 142 Gladiatoren, die in unserer Kaserne hausten, wahrlich nicht zu groß
erscheinen, da wir ja gar nicht berechnen können, wie oft man Kämpfe viel-
leicht einer gleich großen und größern Zahl veranstaltete. Zurück also zum
Plane des Gebäudes selbst, welches sich als Kaserne noch weiter deutlich
erweisen wird. Die bezeichnendsten Räumlichkeiten liegen auf der östlichen
Seite. Hier ist namentlich das Vorhandensein einer großen Küche (12) her-
vorzuheben, die vermöge der wohl erhaltenen gemauerten Heerde ganz un-
verkennbar bezeichnet und von Magazinräumen 10 und 11 begrenzt ist. Dass
eine solche große Küche an einem Markte gar keinen Zweck hatte, während
sie in einer Kaserne nothwendig war, ergiebt sich von selbst. Neben derselben
fuhrt bei 13 eine Treppe, breiter als die Treppen zur Gallerie, in einige größere
Zimmer über den entsprechenden größeren Räumen im Erdgeschoss, in denen
wir die WVohnung des Lanista oder der Lanisten füglich erkennen können.
Neben der Treppe ist in 17 ein Gefängniss, in welchem man ein für zehn
zu fesselnde Personen eingerichtetes Fußeisen auffand, welches in das Museo
nazionale geschafft und daselbst im obern Geschoss im Bronzezimmer zu selm
ist; man fand in demselben Raume die Gebeine von vier Personen, vermutli-
lich Gefangenen; die Einrichtung des Eisens ist der Art, dass der Gefangene
nur liegen oder sitzen, nicht aber sich erheben konnte 57). Auch ein solches
Gefangniss, eine solche Strafkammer passt nicht an einen Markt, aber wohl
in eine Kaserne. zumal eine Gladiatorenkaserne. Die übrigen Räume sind
nicht entscheidend und zum Theil ihrem Zwecke nach nicht zu benennen. In
15 ist das Kämmerchen des Thürhiiters oder des Wachpostens, 16 bildet einen
geräumigen Vorsaal der Küche, vielleicht den Esssaal, 9 ist ein großes Zimmer
in Form des Tablinums von Privathäusern, eine Eiredra, in der man die Wände
mit Tropäen aus Gladiatorenwaffen bemalt 33) und derselben viele, zum Theil
kostbare in Natura fand, welche in einem spätern Theile dieses Werkes be-
sprochen und in einer Auswahl abgebildet werden sollen. 18 scheint ein
Pferdestall gewesen zu sein : man fand dort ein menschliches und ein Pferde-
skelett. Dass bei Gladiatorenkämpfen auch Pferde zur Verwendung kamen, ist
bekannt genug (vgl. Figur 108) S9)
Vier und siebzig 3,60 M. hohe dorische Tuffsäulen (unterer Durchmesser
ursprünglich 0,48) trugen das Dach der Porticus. Sie sind nur in den oberen
zwei Drittheilen cannellirt, unten gekantet, schlank und gut geformt, stammen
unzweifelhaft aus der Tuffperiode und waren ursprünglich sicher nur mit einer
dünnen weißen Stuckschicht bekleidet. Später gab man ihnen, wie in so
vielen Fällen, eine dickere Stuckhiille, ließ ihnen aber so ziemlich die alte
Form; nur wurden sie unten gerundet und das Capitell erhielt eine etwas
buntere (nur durch die Abbildung bei Mazois erhaltene) Gestalt. Der untere
Theil ward jetzt dunkelroth, der obere gelb, nur an vier Säulen, den je zwei
mittelsten der Ost- und Westseite, blau: vielleicht sollten hierdurch bei den
Übungen verschiedenen Abtheilungen ihre Plätze angewiesen werden. An
den Säulen entlang läuft eine Regenrinne mit mehrfachen, im Plan angegebe-