öffentlichen Gebäude.
Die
Die Gladiatorenkaseme.
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Thieres zeigt, dass dasselbe gegen seine Angreifer in Nachtheil gesetzt gewesen
war, und sich erst losreißen musste, um jene zu fliehn.
Am reichhaltigsten ist das Relief an der Umfassungsmauer des Grabes
Fig. 114. Zunächst bemerkt man in seinen oberen Theilen ein Zeugniss, dass
man die blutigen Kämpfe auch mit heiteren Zwischenscenen zu unterbrechen
liebte. Schon die Jagd eines Rehes durch Hunde könnte man dazu rechnen,
sicher aber muss es sehr komisch gewirkt haben, wenn man in die Arena, in
der sich Löwen, Tiger, Panther, Bären, Eber, Stiere tummelten, ein paar
Hasen losließ, von welchen der eine auf unserm Bilde nicht übel Lust zu
haben scheint, Männchen zu machen. Im Übrigen geht es ernster zu: links
wird ein Eber von Hunden gejagt, in der Mitte hat ein Bestiarius einen Bären
niedergestreckt, und rechts ein anderer, ein wahrer Matador, einem Stier
seine Lanze durch den Hals gerannt, so dass es um diesen gethan ist, mag
er auch im gesprengten Galopp an dem verwunderten Kämpfer vorüber
geeilt sein-
Die betrachteten Bildwerke werden und müssen hier genügen, uns einen
Begriff der Kämpfe und Jagden zu geben, welche in Pompeji stattfanden.
Gladiatorenkaserne
(ludus gladiatorius).
Das Gebäude, welches hier, der jetzt wohl allgemein 85) angenommenen
Benennung Garruccis im Nuovo Bullettino Napolitano gemäß, als Gladiatoren-
kaserne bezeichnet wird, wurde 1766 entdeckt, 1794 ganz ausgegraben und
Wie das große und das Amphitheater zum Theil restaurirt. Bei der Ausgrabung
erhielt dasselbe den Namen Soldatenquartier oder Kaserne, und obgleich zu
dieser Nomenclatur Wesentlich ein nur halbwegs richtig beobachteter Umstand,
nämlich die Auffindung zahlreicher Waffen, den Anlass gegeben hat, so wird
Sich doch ergeben, dass dieselbe begründeter war, als diejenige, welche man
sich längere Zeit hindurch gewöhnt hatte an die Stelle zu setzen. In neuerer
Zeit nämlich betrachtete man dieses neben dem Forum triangulare und hinter
dem großen Theater belegene Gebäude als einen Marktplatz, als das Forum
nundinarium, den Wochen- oder Krammarkt, ohne freilich im Grunde nur
ein einziges wirklich durchschlagendes Argument hiefür aufzustellen oder auf-
stellen zu können, so dass es überflüssig ist, diese falsche Bezeichnung etzt noch
ausdrücklich zu bestreiten, und genügt, die Momente hervorzuheben, Welche
die richtige augenscheinlich machen. Zu diesen gehört eine genauere Betrach-
tung der aufgefundenen Waffen und der an mehren Wänden befindlichen Ma-
lereien, sowie die schärfere Prüfung der ganzen Baulichkeit an sich, Welche
Garrucci auf den neuen Namen geführt, den die Überschrift angiebt und
welcher trotz den gegen denselben erhobenen in der That sehr unerheblichen
Bedenken für den allein richtigen erklärt werden muss. Die aufgefundenen
Waffenstücke sind nämlich ohne Ausnahme die augenscheinlichsten Gladia-
torßnwafen; es ist kein einziges Soldatenwaffenstück unter denselben; die
erwähnten Malereien beziehn sich, wie mancherlei gemalte und eingekratzte
Inschriften, auf das Amphitheater, und eine genauere Betrachtung des Ge-
bäudes selbst wird lehren, dass dasselbe alle Zeichen einer Kaserne und keines
Overbeck, Pompeji. 4. Auü. 13