Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

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Drittes Capitel. 
(Netzmann) gegenüber dem Mirmillo oder dem Gallier, auf dessen Helme ein 
Fisch gebildet war. Wenn der Retiarius den Mirmillo verfolgte, so rief er ihm 
zu: ich will ja dich nicht, ich will nur deinen Fisch, was f-liehst du mich!  
Genug um wenigstens angedeutet zu haben, wie mannichfaltiger Art die Kämpfe 
der Arena waren, die mit stumpfen Waffen eröffnet und, nachdem die Kämpfer 
sich erhitzt hatten, mit schneidenden ausgefochten wurden, und zwar ent- 
weder nbis zum ersten Blute, oder, und zwar meistens, bis zum vollständigen 
Unterliegen der einen Partei, deren Leben von der Gnade des Volks abhing. 
Schon aus dem wenigen hier Gesagten wird man sich eine Vorstellung davon 
bilden können, welche Fülle von Kraft und Muth und Gewandtheit sich in 
der Arena entwickelte, welcher Reichthum der verschiedensten Scenen und 
Stadien der Kämpfe von dem Scheingefecht am Anfange bis zum Unterliegen 
und zu der Tödtung des Besiegten vor den Augen der Menge sich entfaltete, 
wie tief alle die verschiedenen Momente kunstvoller Kampfübung, wilden 
Muthes, verzweifelter Gegenwehr, gefassten Sterbens die Herzen des blut- 
dürstigen Pöbels bewegen mussten. Vergegenwärtigen wir uns einige dieser 
Scenen nach der Anleitung unseres Grabreliefs, welches die Kämpfe darstellt, 
die zu Ehren des hier Bestatteten die Gladiatorenfamilie des N. Festius Am- 
pliatus gefochten hat, dieselbe, deren abermaliges Auftreten in Verbindung 
mit Thierhetzen bei ausgespanntem Zeltdach eine Mauerinschrift an der Basi- 
lika ankündigt, die also lautet: N. Idesti Ampliati familia glavliatoria pugnabit 
iterum, pugnabit XVII (KaL) Iunias, vcnatio, vela. 
Die erste Gruppe Fig. 108 links stellt den noch nicht entschiedenen Kampf 
zweier berittenen Gladiatoren (eguites) dar, welche, wie alle Übrigen bis auf 
die Netzkämpfer, mit dem geschlossenen Visirhelm, mit der Lanze (lzasta) und 
dem runden Schilde (parma) bewaffnet, im Übrigen leicht gerüstet sind, so 
dass besonders nur der rechte Arm, der die Lanze führt, mit Binden oder 
glatten Metallringen umgeben ist. Die Namen Bebrix und Nobilior sind den 
Kämpfern mit rohen schwarzen Buchstaben beigeschrieben, und auf die Namen 
folgt nach vier, TVL. V. d. h. zum mit abgekürztem victorias zu lesenden 
Bllßhßlfabell eine Ziffer, welche die Zahl der Siege angiebt, die ein jeder 
derselben davon trug. Bebrix, ein barbarischer Sclavenname, der an die 
Bebryker erinnert, mit denen die Argonauten kämpften, hat nach der Zeich- 
nung Millins 15 Siege erfochten; jetzt erscheint er im Nachtheil gegen Nobilior 
mit 11 Siegen; wenigstens ist dieser offenbar der Angreifer, und es ist fraglich, 
ob Bebrix sich seiner wird erwehren können. Alle folgenden Gruppen zeigen 
die Kämpfe verschiedener Paare in dem Augenblick der Entscheidung, den 
einen Gladiatßf Wie er, so oder so besiegt, sich an das Volk um Gnade 
wendet, seinen Gegner in Erwartung des Befehls ihn zu tödten. Die erste 
Gruppe stellt zwei ungefähr, wenn auch nicht ganz gleich Gerüstete dar, 
Wahrscheinlich Samniten? der Besiegte, dessen Name verloren ist, der 
aber 16 frühere Siege zählt, ist etwas leichter gerüstet als sein Gegner, da- 
gegen mit einem größern Schilde versehn, hinter den sich der Mann ganz 
zusammen kauern kann; er ist entwaffnet und blutet aus einer Brustwunde; 
aber mit der äußersten Ruhe, auf den Rand seines Schildes gestützt, erwartet 
cr den Entscheid der Menge über sein Leben, so ruhig, dass andere Erklärer,
	        
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