Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Die öffentlichen Gebäude. 
Das große Theater. 
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ursprünglich bis unten hin nach griechischer Sitte unmittelbar auf den Stufen 
saß; und es ist recht wahrscheinlich, dass damals die etwas größere Orchestra, 
dem äußern Umfang entsprechend, ihre größte Breite an der Stelle des der 
Bühne parallelen Kreisdurchmessers hatte, gegen die Bühne hin sich aber 
verengerte, wie wir das in verschiedenen griechischen Theatern finden. 
Der Zuschauerraum ist in eine Folge ganz umlaufender Sitzstufen zerfallt, 
welche, wie schon bemerkt, bei griechischen Theatern an den Abhang eines 
Hügels angelehnt werden, während das römische Theater dieselben auf läögen 
und Gewölbconstructionen, wie wir sie bei dem Amphitheater kennen lernen 
werden, über den ebenen Boden zu erheben pflegt. Hier finden wir beide 
Bauweisen vereinigt. Die Stufen der untern und mittlern Cavea (soweit 
die linke Seite des Planes Fig. 88 schraffirt ist) lehnen sich an den Abhang 
des Stadthügels; dagegen erheben sich die obersten, von der Crypta (1) getra- 
genen, durch einen auf Bögen ruhenden Corridor  2 ; vgl. Figur 90) zugäng- 
lichen Sitzreihen über die obere Fläche des Hügels. 
Die sammtlichen Sitzstufen werden nun in doppelter Weise eingetheilt. 
Erstens durch eine Anzahl breiterer Umgänge (diazomata, praecinctiones) im 
Sinne unserer Ränge, und zweitens durch eine Anzahl kleiner Treppen, 
welche von der Orchestra (hier genauer von der obersten der vier breiten un- 
tersten Stufen) bis zu der Höhe der Sitzreihen emporlaufend dieselben in Keile 
(kerkides, cunei) theilen. Das pompejanische Theater wird durch eine Prac- 
cinction (3) hinter den ersten vier Sitzreihen und durch den gewölbten Gang 1 
in drei Ränge (caveae) und durch sechs Treppen (4) in sieben Keile getheilt. 
Der Zweck dieser Eintheilung ist ein doppelter. Zunächst und haupt- 
sächlich diente sie, um die Zuschauer zu ihren Platzen zu leiten und die ver- 
sammelte Menge selbst bei eiligem Verlassen des Theaters, z. B. bei plötzlichem 
Regen, ohne starkes Gedränge rasch hinauszuführen. Jede der erwähnten 
sechs Treppen entspricht nämlich einer Ausgangsthür (vomitorium) 5 auf den 
gewölbten Umgang l (vgl. Fig. 93 und 94); aus diesem führt dann Weiter eine 
Thür auf das Forum triangulare, eine zweite auf den winkligen Raum zwi- 
schen diesem und der beginnenden Rundung des Theaters, eine dritte, am 
Ostende (links auf dem Plan) zu einem Gange, der zuerst über sechs Stufen, 
dann in allmähliche-r Neigung auf die Stabianerstraße hinabführt. Von diesen 
Thüren ist die auf das Forum triangulare führende auf unserem Plan (Fig. 88) 
nicht angegeben, weil sie dort mit der auf den obersten Rang führenden engen 
Treppe zusammenfallen würde. So gelangten die Zuschauer der von der Crypta 
1 abwärts liegenden Stufen durch sechs Thüren in die Crypta, durch drei von 
hier, wo sie sich schon freier bewegen konnten, ins Freie. Außerdem aber 
konnten die Zuschauer der mittleren Sitzreihen über die Praecinction 3 und 
die Treppen 8 in die Seitenausgänge der Orchestra gelangen.  Wir dürfen 
annehmen, dass die oberen, von der Crypta 1 getragenen Sitzreihen von eben 
so vielen Treppen durchschnitten und durch entsprechende Vomito1'ien mit 
dem hinter ihnen entlang gehenden, von den Pfeilern und Bögen getragenen 
Umgang 2 verbunden waren. Dieser Umgang aber reichte westlich (links) 
nur bis an den Winkel, wo die Rundung mit dem Forum triangulare zusam- 
menstößt; und so führt die letzte Thiir auf dieser Seite durch eine in der Dicke 
Overbeck, Pompeji. 4.Au11.  11
	        
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