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Drittes Capitel.
gestellt wurden, und dass vielleicht die siegreichen Knaben, auf die Treppe
steigend, der Statue ihren Kranz aufsetzten. Durch letztere Annahme erklärt
sich auch die Höhe der Üllreppe, Welche für einen erwachsenen Mann zu einem
ähnlichen Zweck nicht nothwendig gewesen wäre. Merkwürdig bleibt dabei
freilich, dass man für einen solchen Gebrauch nicht vielmehr die Statue eines
Gottes aufstellte. Und auffällig ist auch die geringe Ausdehnung der Palaestra-
Für die Zimmer an der YVestseite ist es leicht eine Verwendung zu Enden : sie
konnten zum Auskleiden, Salben u. s. w. dienen.
Dass der Bau aus vorrörnischer Zeit stammt, wird außer durch die Bauart
noch dadurch erwiesen, dass die Säulenreihen offenbar nach oskischem Maß
angelegt sind, indem die längere 90, die kürzere 36 oskische Fuß 24,764 und
9,913 M.) maß, und durch eine dort gefundene, wahrscheinlich auf den Bau
bezügliche Inschrift, welche übersetzt wird; nWBlClIGS Geld Vibius Adiranus,
Sohn des Vibius, der pompejanischen Jugend durch Testament geschenkt hat,
für dies Geld hat Vibius Vinicius, Sohn des Maras, pompejanischer Quaestor,
dies Gebäude nach Beschluss des Rathes in Arbeit gegeben und derselbe ( den
Bau) approbirta ; wobei nur die Übersetzung eines Wortes (vereimi nder Jugenda)
zweifelhaft ist. Eine in der Nähe gefundene lateinische Inschrift (M. Faecius
Suavzls M. Faecius Primogenes scieolam de suo) hat schwerlich mit unserm Ge-
bäude zu thun.
Die früheren Vermuthungen, nach welchen es ein Local zur Einweihung
in die Isismysterien (curia Isiaca), oder ein Wversammlungsort einer Tribus,
oder eine Markthalle gewesen sein soll, begnügen wir uns kurz zu erwähnen.
Für dieselbe spricht nichts; die Widerlegung liegt in der mit großer Wahr-
scheinlichkeit gefundenen richtigen Deutung
s. g. Zollhaus.
Als solches gilt ein in der Straße des Herculaner Thores, also in der leb-
haftesten Geschäftslage Pompejis belegenes Gebäude (XIV im großen Plane),
Welches nur einen geräumigen Saal mit sehr breitem, nur durch ein Eisengitter
verschlossenem Eingange von der Straße enthält 72). Im Hintergrunds des
Saales ist die mit Marmor bekleidet gewesene Basis für eine Statue angebracht,
während sein Fußboden mit weißem, schwarzumrändertem Mosaik belegt ist.
Nach der Angabe mehrer neueren Schriftsteller hätte man in diesem Saale eine
große Zahl von meistens marmornen, aber auch aus Serpentinstein gefertigten
Gewichten nebst einigen Maßen aus Basalt, ferner Wagen verschiedener Art.
namentlich Schnellwagen nach dem System der Decirnalwagen, dergleichen
später genauer betrachtet werden sollen, gefunden: Es wird sogar angegeben,
eine dieser WVagen, welche aber nicht in Pompeji, sondern in Herculaneum
gefunden worden ist (s. Mommsen, I. R. N. 6303, 3), habe auf dem langen
Schenkel des Wagebalkens in punktirten Buchstaben die Inschrift:
IMP YESP AVG IIX T IMP AVG F COS EXACTA IN- (JAPITO
getragen, durch welche sie sich als eine auf dem römischen Capitol officiell
geaichte Normalwage zu erkennen giebt. Gestützt auf diese angeblichen That-