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Capitel.
Drittes
Dreiviertelsäulen standen, alsdann waren. natürlich außer den beiden genannten
noch andere Combinationen möglich, z. B. diese:
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wobei wir uns freilich wundern müssten, dass von so vielen Halbsäulen nur so
wenig erhalten ist.
Schwierig ist die Frage nach der Bedachung; doch dürfen wir auch in
dieser Beziehung wenigstens eine Vermuthung aufstellen. Zwar können wir
nicht genau wissen, wie hoch die großen Säulen, wie hoch die zweigeschossi-
gen Seitenwände nebst der Fagade Waren; es ist aber sehr wahrscheinlich,
dass letztere die ersteren überragten. Dann aber werden wir zu der Annahme
gedrängt, dass der Mittelraum sein gesondertes, von den Säulen getragenes
Dach hatte (mediana testurlo, Vitruv V, l, ö), das Dach der Umgange aber nach
innen geneigt war, so dass das Regenwasser zwischen den beiden Dächern
zusammeniioss und irgendwie in das Innere der Basilika gelangte. Hiermit
stimmt es gut, dass wahrscheinlich hier Cisternen vorhanden waren; auf dem
Stylobat der großen Säulen liegen nämlich zwei große Cisternenmündungen
aus Lava; da jedoch keine ihnen entsprechenden Öffnungen nachzuweisen
sind, so können wir hier zu keiner Gewissheit gelangen. Auch die Bedeu-
tung der oben erwähnten Rinne ist zu wenig klar, um auf sie Vermuthungen
zu gründen.
Leider wissen wir nicht, wie die Gebäudeform der Basiliken sich ent-
wickelt hat. Denken wir sie uns so entstanden, dass man den offenen Mittel-
raum einer vierseitigen Säulenhalle mit einem Dache versah, so ergiebt sich
sofort eine Form, welche der so eben von uns vorausgesetzten sehr nahe kommt.
Das Tribunal und die daneben liegenden Räume werden ihr eigenes, nach
hinten geneigtes Dach gehabt haben. Die Vorhalle kann sehr wohl auch un-
bedeckt gewesen sein.
Die Halbsäulen stehen auf einer sich um c. 0,18 M. über den Fußboden
der Umgänge erhebenden Stufe; und etwa eben so hoch lag der Fußboden
des Streifens, auf welchem die Säulen stehn, wie aus einem Fußbodenrest
gegenüber dem Nordeingang, bei d, hervorgeht, und der des Mittelraums, wie
an der Statuenbasis bei f zu erkennen ist. So Waren also die Umgiinge gegen
den Mittelraum vertieft. Auf jenem Rest d liegt, in der Fußbodenmasse be-
festigt, eine Brunnenöffnung aus Marmor; doch führte sie nicht etwa zu einer
Cisterne, wie der in ihr erhaltene Fußboden beweist, vielmehr scheint ein von
Südwest her in sie einmündendes Bleirohr auf eine Fontäne von Leitungs-
wasser zu deuten. Wir erwähnen bei dieser Gelegenheit, dass an die West-
mauer, hinter der Nordwand des Tribunals, ein YVasserleitungspfeiler, wesent-
lich jünger als die Basilika, angebaut ist (sichtbar auch in dem Durchschnitt
Fig. S3, das Stück aus ziegelförmigen Steinen), welcher bezeugt, dass ihr
Leitungswasser zugeführt wurde.