Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

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Drittes Capitel. 
rationsstil ausgemalt ist, mithin nicht wohl jünger als das Jahr 50 n. Chr. sein 
kann, in der Bauart aber dem Augustustempel gleicht, so kann diese Huldi- 
gung nur der Livia und demÜfiberius. gegolten haben. In der That pflegte 
Livia den Cultus der Concordia Augusta, der sie einen neuen 'l'empel grün- 
dete und einen altern herstellte; der Pietas Augusta weihte der Senat im Jahre 
22 n. Chr. einen Altar auf Anlass einer schweren Krankheit der Livia, und 
auch auf den ihr zu Ehren geschlagenen Münzen erscheint die Pietas. Es 
wurde also dies Gebäude im ersten Theil der Regierungszeit des Tiberius 
erbaut 62)   Durch das Erdbeben des Jahres 63 n. Chr. muss es schwer gelitten 
haben: die ganze Faqade (d. h. die vordere der beiden Mauern) musste nachher 
neu aufgebaut werden, und zwar wurde sie, wie aus einigen Resten der alten 
Facade hervorgeht, genau in der frühern Form wieder hergestellt. Auf den 
Neubau nach dem Erdbeben geht ferner die Rückmauer des Mittelraumes mit 
den drei Nischen 72, und g zurück: hier können wir nicht feststellen, ob sich 
der Neubau genau an das Alte anschloss. Endlich stürzte damals auch die 
Nordostecke des ganzen Gebäudes ein und wurde wieder aufgebaut. Ver- 
muthlich wollte man den Marmorschmuck der Hallen vervollständigen und 
war damit zur Zeit des Unterganges noch nicht fertig: die oben (S. 133) 
erwähnten Funde in dem Raum hinter A deuten darauf, und vielleicht ist es 
auch hierauf, nicht nur auf antike Nachgrabungen zurückzuführen, dass 
namentlich die Marmorbekleidung des Säulenstuhls sich nur so theilweise vor- 
gefunden hat. Sicher war die Vorhalle noch im Bau begriffen: nur die eine 
oben erwähnte Säule fand sich an ihrem Platz; Theile der übrigen, durch ihre 
Form (mit Basen) von denen der Forumsporticus unterschieden, fanden sich, 
unfertig bearbeitet, an verschiedenen Stellen des Forums 63). 
Wir bemerken noch, dass der Brunnen vor dem Südeingang mit Rücksicht 
auf dies Gebäude angelegt worden ist: denn die an ihm angebrachte Relief- 
iigur mit dem Füllhorn, gewöhnlich Abundantia genannt, ist doch wieder die 
Concordia Augusta. Man könnte also die Strada del? Aöbondazzza mit mehr 
Recht Stmda della Concordia nennen. Auch durch sein Material (Travertin) 
unterscheidet sich dieser Brunnen von den gewöhnlichen Lavabrunnen. Er 
bestätigt uns, dass im Gebäude selbst kein Leitungswasser vorhanden war, 
was allein hätte hinreichen sollen, um den Gedanken an eine Fullonica fern- 
zuhalten.  
Die s. g. Schule. 
Ein räthselhaftes Gebäude (XX auf dem Plan) liegt an der südlichen Ecke 
zwischen dem Forum und der Abbondanzastraße; wir geben in Fig. 79 den 
Grundriss desselben. Auf Grund-zweier Inschriften, die sich auf dem Album 
des gegenüberliegenden Gebäudes der Eumachia befunden haben, und nach 
der Analogie orientalischer Schulen hat man es für eine öffentliche Schule ge- 
halten. Doch ist diese Vermuthung wenig wahrscheinlich, da sie nicht die 
enge Verbindung des Gebäudes mit dem Forum und noch weniger seine 
weiterhin zu besprechende frühere Gestalt erklärt. Es war in seiner letzten 
Gestalt ein geräumiger Saal mit einer 1,25 M. hohen, durch eine Treppe zu- 
giinglichen Tribüne a in einer großen Nische der Siidwand, mit einem Eingang
	        
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