Die öffentlichen Gebäude.
Das Gebäude der Eumachia.
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stehenden kleinen Räumen enthält der zur Rechten eine Treppe, eine durch
eben diese Treppe unzugänglich gewordene Cisternenmiindung und einige
unklare Vorrichtungen, die zum Theil vielleicht als Abtritt gedient haben
können. Aus dem Raume links vom Eingange gelangte man durch einen
Nebenausgang auf die hier einst auf das Forum miindende Straße: man fand
hier viele Marmortafeln, mit denen die Wände bekleidet werden sollten, auf-
gespeichert: ein Zeichen, dass auch dies Gebäude bei der Katastrophe Pom-
pejis noch unvollendet war. Zu diesem gesellt sich das andere, dass man im
Innern einen Marmorblock gefunden hat, auf dem mit Kohle eine Linie für
die Steinsage oder den Meißel vorgezogen war. Der mit einer großen Flügel-
thiir verschließbar gewesene Eingang in der Mitte der Vorderwand führt in die
Porticus, einen 4,40 M. breiten Saulenumgang von, wie man berechnet hat,
58 Säulen, von denen nur bei x einige marmorne Basen und Stümpfe erhal-
ten sind. Auch die Marmorbekleidung des Saulenstuhls und der ihm vor-
igelegten Stufe ist nur auf der Rückseite und einem Theil der Langseiten
erhalten. Dieser Saulengang umgiebt einen offenen Hof von 37,70 M. Tiefe
und 19,16 M. Breite. Unter dem Boden dieses Hofes befindet sich eine oder
mehre (Zisternen: eine Mündung, geschlossen durch eine Steinplatte mit
einem Eisenring, befindet sich in der Mitte, eine zweite, in einer großen Tra-
vertinplatte, an der Vorderseite, eine dritte, in einem Lavastein, bei der vierten
Säule rechts. An der rechten Seite fand man bei c fünf länglich viereckige,
jetzt vollkommen verschwundene Aufmauerungen: ihre Form war die von
niedrigen Giebeldächern. Zwei Vorrichtungen anderer Art sind bei d noch
theilweise erhalten : der Boden ist hier etwas erhöht, mit opus belegt
und mit einem niedrigen Rande umgeben, so jedoch, dass ein Abfluss in die
Traufrinne blieb. Dass alles dies die Füße steinerner Tische gewesen seien,
auf deren Platten man die feilgebotenen Waaren (Wollenstoffe) zum Verkauf
ausgelegt habe, ist wenig wahrscheinlich. Andere haben hiermit die Cisterne
und den öffentlichen Brunnen vor dem Südeingang verbunden, und unter
Hinweis darauf, dass noch heute in Italien vielfach, wie auch anderswo, die
Wäsche durch Ausklopfen auf flachen Steinen gereinigt wird, angenommen,
Eumachia habe diesen Mittelraum den Tuchwalkern zur Ausübung ihres Ge-
werbes überlassen, und es sei derselbe eine fullonica gewesen. Doch wird
der seltsame Gedanke, als sei in Mitten dieser höchst eleganten Hallen jenes
sicher sehr übelriechende Gewerbe betrieben worden, durch die Betrachtung
der erhaltenen und durch Malerei dargestellten Apparate in den beiden wirk-
lichen Fulloniken Pompejis hinlänglich widerlegt 60). Ringsum, am Fuß der
Säulen, lauft eine Traufrinne aus Tuffblöcken; dieselbe ist nicht, wie wohl
sonst, namentlich in den Bauten der Tuifperiode, durch kleine viereckige
Bassins zur Abklärung des Wassers unterbrochen, sondern es sind diese
kleinen Bassins, 0,60 M. im Quadrat, 0,50 M. tief, neben der Rinne an-
gebracht, und zwar an sechs Stellen, in den Ecken und in der Mitte jeder
Langseite (s. den Plan Fig. 76).
In diesem offenen Säulengange und dem von ihm umschlossenen Hofraum
kann sich bei gutem Sommerwetter der Zeughandel bewegt haben, vielleicht
nebst anderen Geschäften; bei schlechtem und bei WVinterwetter zog man sich