Die öffentlichen Gebäude.
Das Macellum
Pantheonj
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haben. Von dem Hauptbilde, welches an der Rückwand aufgestellt gewesen
sein muss, fand man nur einen die YVeltkugel haltenden Arm, aus dem man
wohl mit Recht auf eine Kaiserstatue, und zwar die des Augustus, schließt,
welchem dies Sacellum geweiht gewesen.
Durch diese Statuenfunde wird festgestellt, dass das Heiligthum, und mit
ihm der ganze Bau, vor dem Jahre 23 n. Chr., dem Todesjahr des Drusus,
entstanden ist. Und wenn mit Recht in der Statue mit der Weltkugel Augu-
stus erkannt wird, so ist es nach dessen Tode (14 n. Chr.) erbaut worden;
denn er ist alsdann als Gott dargestellt gewesen. Eine andere Möglichkeit
wäre freilich die, dass in der Hauptnische Juppiter mit der Weltkugel, Augu-
stus aber in einer Seitennische der Livia gegenüber gestanden hätte; alsdann
fällt der Bau vor den Tod des Kaisers; denn als Gott, als Divus Augustus,
musste er einen hervorragenden Platz haben. Doch ist diese letztere Annahme
weniger wahrscheinlich: die Bauart deutet eher auf spätere Zeit, und wir
werden besser thun, den Bau nicht älter anzusetzen als durchaus nöthig ist;
ferner ist es nicht recht glaublich, dass hier noch ein dritter Juppitertempel
in augusteischer Zeit erbaut worden sein sollte 55). Es war also dies ein dem
Kaisercultus gewidmetes Local, und nicht ohne Wahrscheinlichkeit hat man
in ihm schon gleich nach der Auffindung (so neuerdings auch Nissen, Pomp.
Stud. S. 274) das Cultuslocal der Augustalen erkannt, ein Heiligthum der gens
Julia, deren Cult diesem Collegium nach Tacitus (Hist. 2, 95) übertragen war.
Auch das mit einer Stellung von zwei Säulen, deren viereckige Marmorbasen
erhalten sind, gegen den Hof geöffnete Gemach links 1T, diente wahrscheinlich
Cultuszwecken. Es hat im Hintergrunde eine erhöhte und iiberwölbte Nische
k für ein Weihebild, und vor derselben zunächst ein breites, mit Marmor be-
legtes und durch eine seitliche Treppe von fünf Stufen zugängliches Podium,
so wie_v0r diesem einen ganz niedrigen, eigenthümlich geformten Altar: auf
zwei Marmorstufen (hoch U, 44 liegt eine länglich viereckige (1,33 X 0,64 M.)
Platte aus schwarzem Sandstein, deren obere Fläche von einem niedrigen,
leicht profilirten Rande umgeben ist, welcher in der Siidostecke durch ein
kleines Loch zum Abfluss von Flüssigkeit durchbohrt ist; die Form scheint
auf Libationen zu deuten und man könnte also vermuthen, dass hier Opfer-
schmäuse gehalten wurden. Endlich steht noch gleich rechts am Eingange ein
großes, 0,82 M. hohes marmorbekleidetes Podium. Die Nische k mit Zubehör
ist offenbar ein nachträglicher Einbau: es handelt sich also hier vielleicht um
den Cultus eines der auf Augustus gefolgten Kaiser.
Einen ganz andern Charakter hat das Gemach rechts h, welches ebenso
wiei sich mit zwei auf Basen stehenden Säulen auf die Ostporticus öffnet.
Die charakteristische Eigenthiimlichkeit desselben ist die steinerne Bank,
welche an den drei inneren NVänden entlang läuft. Sie ist 1,18 M. von der
linken, 1,13 M. von der hintern, 2,74 M. von der rechten Wand entfernt
und hat in der Mitte ihrer Rückseite einen Durchgang. Ihre Oberfläche neigt
sich gegen die Mitte des Zimmers, und es ist deshalb nicht zulässig, sie mit
den in Pompeji nicht seltenen gemauerten Triclinien zu vergleichen und in
dem ganzen Raume ein Speisezimmer zu erkennen: die Tafelnden hätten als-
dann entweder rnit den Füßen höher als mit dem Kopfe, oder mit dem Gesicht