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Drittes Capitel.
reichem Inhalt an allerlei Früchten die Straße den früher üblichen Namen
erhalten hat. Von dieser Straße her führt ein mit zwei Erotenbildern (Hlbg.
N0. 777, 800) geschmückter Nebeneingang b auf den Hof unseres Gebäudes.
Eben dahin fuhrt durch ein kurzes Vestibül und über fünf Stufen ein zweiter
Eingangc aus der durch das angrenzende s. g. Senaculum zur Sackgasse ver-
bauten kleinen Straße, jetzt Vicolo de! balcone pensile; an seiner linken Wand
ist die Nische für die Larenbilrler nebst den gewohnten zwei Schlangen an-
gebracht. Naeh hinten stößt unser Gebäude an Privathauser.
Vor seiner Front unter der Colonnade liegen die mit 5 bezeichneten, als
WVechslerbuden, tabemae argenmriae, bekannten kleinen Läden; dass sie
wirklich diesem Zweck dienten, kann zwar nicht erwiesen werden 52) , doch ist
ihre Lage wohl dazu geeignet. Durch ihre verschiedene Tiefe ist der Winkel,
welchen die Queraxe des Gebäudes mit der- Längenaxe des Forums bildet,
ausgeglichen worden. Zu diesem Zweck musste der südlichste dieser Raume
eine so geringe Tiefe erhalten, dass er als Laden nicht benutzt werden konnte.
Man verwerthete ihn daher in andrer Weise: an der Rückwand ward eine in
ihrem hintern Theil 1,77, im vordern 1,20 M. hohe, 1,60 breite und 1,20 M.
tiefe Aufmauerung angebracht, welche, ihrer eigenthülnlichen Form nach, am
ehesten als Basis einer Aedicula gedient haben kann. Alsdann war dieser
Raum, von dessen WVanden der untere Theil mit Marmor bekleidet war, ver-
muthlieh dem Dienst der Lares compitales gewidmet. In der Mitte ist der
Haupteingang a, zwei Thüren, zwischen denen sich eine von zwei korinthi-
sehen Säulen eingefasste Nische für eine verlorene Statue befindet. Die jetzt
nicht mehr an Ort und Stelle befindlichen Capitelle dieser Säulen sollen in
ihrem Ornament einen Adler gezeigt haben, was für die Ansicht ins Gewicht
fallt, dass das ganze Gebäude zum (Jultus des vergötterten Kaisers Augustus
in Beziehung stand. Vor dem Eingangsraum a, in der Frontlinie der T aber-
nen (5) standen noch zwei Säulen (die Steine, Welche ihnen als Fundament
dienten, sind erhalten) und am Fuß derselben (wie schon erwähnt) zwei weitere
Statuenbasen. Tritt man durch den Haupteingang ein, so befindet man sich
in dem breiten, den Mittelraum umgebenden Umgang d. Seiner Bestimmung
nach können wir nicht umhin, ihn für eine Saulenhalle zu halten; doch ist der
Zustand, in welchem er gefunden wurde, merkwürdig. Nur an der Nord- und
einem Theil der WVestseite liegt ein solider Saulenstuhl aus 'l'ravertin, und an
ihm eine Rinne aus demselben Stein. Im Saulenstuhl sind in regelmäßigen
Entfernungen, wie auf dem Plan (Fig. 71) angegeben, kleine viereckige Löcher
angebracht, in welche, von der Seite des Mittelraums her, je eine kleine Rinne
einmündet: offenbar für den Bleiverguss zur Befestigung der hier aufzustel-
lenden Säulen; viereckige Spuren zeigen, dass dieselben Basen hatten. Mit
Ausnahme dieses Stückes aber hat der Umgang d statt des Säulenstuhls nur
eine aus ziemlich kleinen 'I'uffsteinen bestehende Stufe mit kleinen Löchern,
welche, ziemlich gleichmäßig von einander entfernt, zur Anbringung eines
Gitters dienen konnten; von Säulen keine Spur, und offenbar war auch die
Festigkeit dieser Stufe viel zu gering, um solche zu tragen. Kein Zweifel, diese
dürftige, provisorische (zum Theil übrigens moderne) Stufe sollte überall durch
den Travertinsaulenstuhl ersetzt werden.