Die öffentlichen Gebäude.
Der Tempel der Fortuna Augusta.
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da" Nola trifft, liegt ein kleiner, aber nach den geringen Resten reich mit
Marmor geschmiickter Tempel, dessen 1823 ausgegrabene Ruinen die bei-
liegende Ansicht darstellt. Seine Orientirung ist bedingt durch die Rich-
tung der Straße. Seine Raumanordnung ist, wie der Plan (Fig. 65) zeigt, der des
Juppitertempels sehr ähnlich. A ist die Platform
mit dem Opferaltar; die punktirte Linie bezeichnet
die Reste eines nur in der halben Breite der Treppen l _ m".
unterbrochenen, hier ohne Zweifel mit Pforten ver- i,
sehenen eisernen Gitters, welches die heilige Stätte r I, 2
von der Straße absonderte; B Freitreppe, b ']Ürep- i,
penwangen, vermuthlich zugleich Piedestale für Sta- 4 3
tuen, C Pronaos mit acht römisch-korinthischen Sau- i c k
len, c Schwelle, D Cella, E Nische mit der Aedicula 0 0
fiir das Bild der Göttin: man fand die Capitelle Q a e, M!
der beiden korinthischen Marmorsäulen und das Epi- 0 ß e_ß)
styl mit der Inschrift: M Tulldus M. d. v. i. d. 33 i
ter. quing. augur tr. mil. a pop. aedem Fortunae
August. solo et peq. sua, zu deutsch: nMarcus Tullius,
des Marcus Sohn, zum dritten Mal richterlicher Zwei-
mann, Quinquennal, Augur und aus der Bürgerschaft
erwählter Kriegstribun hat den Tempel der Fortuna Fig. 65.
Augusta auf seinem Grund und Boden und auf seine Plan des Fortunatempels'
Kosten erbautm Hierdurch ist der Name des Tem-
pels bestimmt. Er wird bestätigt durch zwei andere, auch hier gefundene
Inschriften, zu denen sich weitere drei gesellen, die wohl in Folge des Erd-
bebens vom Jahr 63 aus dem Tempel abhanden gekommen waren und in und
bei der Basilika und im Apollotempel gefunden wurden (I. R. N. 2223 ff;
O. I. L. X, 824-828). Es sind dies Inschriften des Priestercollegiums der
ministrz" Fortunae Augustae, welches aus Sclaven und Freigelassenen be-
stand, und jedes Jahr vier Mann stark gewählt wurde. Sie besorgten im
Auftrage der Duumvirn den Gottesdienst, und es gehörte zu ihren Statuten,
dass sie alljährlich eine kleine Statue (signum) im Tempel aufstellen mussten;
und auf diese Aufstellung beziehen sich die Inschriften. Von besonderer
Wichtigkeit ist es, dass eine dieser Inschriften (I. R. N 2223; O. I L. X,
824) im Jahr 3 n. Chr. von den erste n ministri Fortunae Augustae gesetzt ist:
wir lernen also aus ihr, dass in diesem Jahr das Priestercollegium gestiftet
wurde, und wir dürfen vermuthen, dass nicht viel früher der Tempel erbaut
sein wird.
In den vier Nischen der Seitenwände standen sicher Statuen, und zwar
ist in einem Tempel der Fortune. Augusta zunächst zu vermuthen, Idass es
Statuen des Augustus, der Livia und zweier anderer Mitglieder seiner Fa-
milie gewesen seien. Nun fand sich im Tempel keine Statue des Augustus,
sondern nur eine auf eine solche bezügliche Inschrift: [Augulsto Öaesari
parenti patriae, nebst Fragmenten einer Statue; ferner eine aus der Nische 1
herabgefallene weibliche Statue mit über den Kopf gezogenem Mantel, der
man das Gesicht abgesägt und durch ein neues (nicht mitgefundenes) ersetzt
s?