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Oapitel.
Drittes
vermittels des Ganges lz, einen hintern Ausgang des Tempels bildet. Auch x
ist im letzten pompejanischen Stil ausgemalt; von den Gemälden dieses
kleinen Zimmers ist nur eins (Helbig N0. 395), noch leidlich erhalten,
und wird nach einer ältern Publieation in Fig. 55 mitgetheilt. Es stellt
den auf Silen gestützten jugendschönen Bakehos dar; Während dieser auf
seinen Panther den Weinbecher ausgießt, spielt Silen die Leier, so dass musi-
kalische Begeisterung mit der bakchischen verbunden ist. Von diesem Bild ist
vielfach angegeben werden, es sei auf einer eigenen, in die Wand eingesetzten
und in derselben durch geschickt verborgene Eisen befestigten Tafel gemalt;
doch beruht dies, wie Donner (Einleitung zu Helbigs Wandg. S. LXIX f.)
genau und vollkommen richtig erwiesen hat, auf Täuschung; die tiefe und an
mehren Stellen ziemlich klaffende Fuge, welche das Bild umgiebt, ist keine
Einsatz- sondern eine Einputzfuge, wie sie sich auch bei manchen anderen Bil-
dern wiederfindet, und die Nägel, deren Köpfe man außerhalb dieser Fuge
sieht, dienen nicht zur Befestigung des Bildes, sondern großer Thonplatten,
mit denen die Wand in einiger Entfernung vom Mauerwerk bekleidet ist, wie
dies in Baderäumen geschah, um Wärme (lurchstreichen zu lassen, und in
anderen Räumen, wo man sich gegen die Feuchtigkeit einer Mauer schützen
wollte.
Der Tempel der Isis.
Neben den Göttern Griechenlands fanden auch die tiefsinnigen und
fremdartigen Culte Aegyptens Aufnahme bei den Oskern Pompejis. Der nörd-
lich vom großen Theater liegende, 1765 ausgegrabene Tempel wird als Tempel
der Isis bezeichnet durch die außen über dem Haupteingange des Tempel-
hofes (Fig. 56; B im Plan Fig. 57) angebrachte Inschrift (Nationalmuseum
1208; I. R. N. 2243; U. I. L. X, 846; an Ort und Stelle eine Copie):
N. Popidius N Celsinus aedem [sich's terrae motu conlapsam a fundamento
p. s. restitzeit; hzmc decuriones 0b Ziberalitatem, cum esset annorum sexs, ordini
suo gratis adlegerunt; das heißt: nNumerius Popidius Celsinus, Numerius
Sohn, hat den durch ein Erdbeben (63 n. Chr.) eingestiirzteil Tempel der
Isis von Grund aus auf eigene Kosten wieder hergestellt; ihn haben die De-
curionen wegen seiner Freigebigkeit, als er sechs Jahre alt war, kosten-
frei ihrem Collegium zugewählm Das sehr jugendliche Alter des Wieder-
erbauers darf kein Bedenken erregen : in Wahrheit war es nicht dieser Knabe,
sondern seine Eltern, welche den Bau betrieben. WVir werden weiterhin einem
N. Popidius Ampliatus, dem Vater, als Stifter einer Statue in diesem Tempel
begegnen, und in dem Mosaikfußboden eines zum Tempel gehörigen Zimmers
stand der Name des N. Popidius Celsinus nebst dem des N. Popidius
Ampliatus (wohl seines Bruders, und Sohnes des Stifters der Statue) und dem
der Corelia Celsa, in der wir ihre Mutter erkennen dürfen. Üifenbar war N_
Popidius Ampliatus ein reich gewordener Freigelassener; wäre er frei geboren
gewesen, so hätte er nicht unterlassen, den Namen seines Vaters beizufügen.
Durch diese große Leistung erkaufte er seinem Sohne die Erhebung in den
Decurienenstand; für sich selbst konnte er, als Freigelassener, dies nicht
erreichen. Für die Aufnahme von Kindern unter die Decurionen fehlt es