Die öffentlichen Gebäude.
Der Tempel des Apollo
Venustempel)
Setzung der Straße ßelbSt ist also die YVestporticus nebst jenem Gange, wie auf
unserm Plan ersichtlich ist. Und ohne Zweifel hatte sie einst eben diese Fort-
Setzung, deren Ausmündung auf die Strada della Marina vermuthlich erst zur
Zeit des Augustus geschlossen wurde, während zugleich die Porticus eine
eigene, Sie V0n den anliegenden Häusern trennende Riickmauer erhielt, wo-
duTÖh jenef Schmale Gang entstand. Auf diese Veränderungen, und insbesondere
auf den Bau der letztgenannten Mauer bezieht sich wahrscheinlich folgende im
TemPQIhOf gefundene Inschrift: M. Holconius Rzgfus d. v. z". d. tert. .0. Egna-
m48 Poslumus d. v. i. d. iter. ex d. d. ius Zuminum opsiruendorum IIS o0 o0 oo
Tedemerunt? parietemque privatum col. Ven. Oor. usgue ad tegulas faciundum
Cvßrarunt. Es ist klar, dass dem Besitzer des anliegenden Hauses durch jene
Mauer das Licht verbaut wurde, und das Recht hierzu erkauften die genannten
Dlllllllvim von ihm für die gewiss nicht übertriebene Summe von 3000 Sesterzen
(552 Mark), Da M. Holconius Rufus im Jahr 3f2 v. Chr. zum vierten Male
das Amt des Duumvirn bekleidete, so wird sein drittes Duumvirat, in welchem
er diesen Bau vernahm, etwa um das Jahr 10 v. Chr. anzusetzen sein 43).
Die ganze Anlage stammt ihrer Bauart nach aus der Tuffperiode 44). Die
Siidmauer des Hofes besteht aus Incertum mit Thürpfosten und Eckpilaster
aus Tuff, mit nach griechischer Weise einfacher und schöner Profilirung. Von
den ungleichen Pfeilern sind die dünnsten, südlichsten, ganz aus Tuffquadern
aufgesetzt, die anderen aus Incertum mit Ecken aus Kalksteinquadern und einer
Tufffacade gegen das Forum. Die Säulen sind aus Tuff gut und sorgfältig ge-
arbeitet und waren mit weißem, feinem Stuck überzogen, die der Porticus
ionisch mit dorischem Gebälk (Triglyphenfries), die des Tempels korinthischer
Ordnung; auch die Bauart der Cella ist die der genannten Periode. Die Por-
ticus war zweistöckig: nicht nur finden wir in den Blöcken des Gebälks die
Balkenlöchei- für die horizontale Zwischendecke, sondern auf eben diesen
Blöcken ist die obere Säulenstellung durch Linien und einmal auch durch
-einen Kreis vorgezeichnet.
Der Tempel selbst (c) steht auf einer hohen, durch eine Freitreppe 5 zu-
gänglichen Basis; sein Grundriss bildet den vollständigsten Gegensatz zu dem
des Juppitertempels. Während dort die weite Cella die ganze Breite des Unter-
baues einnimmt, im Innern aber durch zwei Saulenreihen in drei Schiffe getheilt
ist, finden wir hier eine kleinere Cella, rings umgeben von 28 Säulen ; die Decke
der geräumigen Vorhalle wurde von sechs Säulen in der Front und vier auf
jeder Seite getragen. Als er noch ganz erhalten war, muss dieser Tempel, der
einzige periptere Pompejis (außer dem griechischen) einen ungemein präch-
tigen und eleganten Eindruck gemacht haben, den die nachstehende Restaura-
tion (Fig. 52) nicht völlig wiedergeben kann, da bei der geometrischen, nicht
perSpectivischen Ansicht die Seitensäulen nicht sichtbar werden, auch der
obere Säulengang sowohl des Tempelhofes als des Forums weggelassen ist.
Von den Säulen sind zwei neuerdings ganz wieder aufgerichtet, von anderen
die Stiimpfe an ihre Stelle gesetzt worden. Wir überschreiten die Schwelle
der Cella, in welcher nach hinten die Löcher der Angeln einer wahrscheinlich
hölzernen doppelten Flügelthiir, nach vorn aber diejenigen einer vermuthlich
bronzenen ebenfalls doppelten Gitterthiir nebst den mit Bronze eingefassten
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