Die öHentlichen Gebäude.
Der Tempel auf dem Forum triangulare.
Unbetretbares ist, dem nur derjenige nahen durfte, der ohne Sünde und Makel
war, und sich durch ein Bad physisch, durch die Besprengung mit WVeihwasser
symbolisch gereinigt hatte, da ferner der ebenfalls geweihte und deshalb un-
hetretbare Altar vor dem Tempel stand, so musste man streben, die ganze
heilige Anlage durch irgend ein Mittel gegen die Außenwelt abzuschließen.
In der Regel geschah dies durch eine Umzäunung oder Ummauerung eines
größern Stückes Landes um den Tempel; dies nannte man den Peribolos (die
Umfassung) des Tempels, und dieses zum Theil (wie z. B. in Olympia) sehr
beträchtliche Stiiek Land, welches selbst von einer solchen Ausdehnung sein
konnte, dass es mehre Nebenheiligthümer und (Jultusgebäirde mit umfasste,
war profanem Gebrauche entzogen und diente höchstens um außer den heiligen
Bauwerken die Priesterwohnungen aufzunehmen. Wir finden diesen heiligen
Peribolos bei mehren pompejaner Tempeln, als hohe Mauer z. B. beim
Tempel des Apollo und dem der Isis, als niedere Schranke (vgl. S. 78) bei
dem griechischen Tempel auf dem Forum triangulare. Bei denjenigen Tem-
peln aber, welche, wie z. B. derjenige der Fortuna Augusta in Pompeji, un-
mittelbar an Straßen standen, also keinen Peribolos haben konnten, wurde die
Unzngänglichkeit durch Vergitterung der Treppen hergestellt.
Nach diesen allgemeinen einleitenden Betrachtungen wenden wir uns
unserem Hauptgegenstande, den Tempeln und Capellen von Pompeji zu. XVir
beginnen billig mit dem ältesten dieser Gebäude, dem einzigen von rein grie-
chischer Anlage.
'l'e1npel auf dem Forum triangulare.
Yen diesem Tempel ist nichts erhalten, als der Unterbau, der im Profil
als fünf große Stufen behandelt ist, zwei Saulenstiimpfe und eine Spur einer
dritten Säule, alle drei neben einander an ihrem alten Platze, Reste der Cella-
mauer, die 0,55 M. hohe, l M. im Durchmesser starke runde Basis für das Tem-
pelbild und vier Capitelle. Diese dürftigen Reste zeigt die Ansicht Fig. 41
zum größten Theil. Der Fußboden sowohl der Cella als des Umganges zwi-
schen ihr und den Säulen war mit Ziegelmosaik (opus Signinum) belegt.
Die Geringfügigkeit dieser Reste wird in den Ausgrabungsberiehten des
Jahres 1767 daraus erklärt, dass der von nur sehr wenig Erde bedeckte Tempel
durch die Bauern, welche hier ihre Pflanzungen anlegten, zerstört worden sei.
Gewiss hat dies mitgewirkt. Es steht aber vollkommen fest, dass von dem alten
dorischen Bau im Jahre 79 n. Chr. nur wenig mehr übrig war. Eine genaue
Prüfung der Reste der Cella ergiebt nämlich, dass von denselben nur einige
an ihrem alten Platz liegende Quadern der rechten und Rückmauer, sowie die
beiden Schwellen, dem alten dorischen Tempel angehören, alles übrige einem
Später an der Stelle der alten Cella und mit Benutzung jener Reste erbauten
bescheidenen und dürftigen Heiligthum, welches nicht genau in der Mitte des
Unterbaues, sondern etwas mehr rechts lag (vgl. Fig. 32). Die Basis für das
Götterbild, welche rechts von der Axe sowohl des altern als des jüngern Tem-
pels steht, scheint aus einer Saulentrommel des alten Baues zurecht gemacht
zu sein 34). Von einem Altar im Pronaos (Fig. 32) ist nichts erhalten; vielleicht