Die Straßen und Plätze Pompejis.
Das Forum triangulare.
kleine Treppen eineltSeitS in die Gladiatorenkaserne, andererseits in den Raum
hinter der Bühne. Es ist nun aber neuerdings in unzweifelhafter Weise nach-
gewiesen worden, dass dies nicht immer so war, dass an der Stelle der aus der
nördlichen Porticus der Gladiatorenkaserne zugänglichen Kammern einst ein
zweiter, auf den Platz hinter der Bühne geöffneter Säulengang lag. Ob der-
selbe von der nördlichen Halle der Gladiatorenkaserne durch eine Mauer, oder
nur durch eine Säulenreihe getrennt war, lässt sich nicht entscheiden. Wie
dem aber auch sei, er bildete die directe Fortsetzung der Treppe, und es ist
klar (am besten sichtbar auf dem weiterhin zu gebenden Plan des großen Thea-
ters), dass man von ihm aus, links umbiegend, unter einer weitem Säulen-
halle (die ohne Zweifel auch schon vor dem Bau des kleinern Theaters vor-
handen war) theils auf die Bühne, theils durch den östlichen Seiteneingang
(Parodos, 7 auf dem Plan des Theaters) in die Orchestra gelangte. Ziehen
wir nun ferner in Erwägung, dass, wie wir oben (S. 66) sahen, der Straßenzug
vom Forum bis zu den Propyläen des Forum triangulare im Anschluss an die
Ausschmückung des Forums in spätoskischer Zeit in seiner Baufiucht sorgfältig
geregelt und mit Tufffagaden geschmückt, und so die beiden Plätze in Verbin-
dung gesetzt wurden, so wird uns klar, dass ohne Zweifel bei festlichen Ge-
legenheiten der Zug der den Spielen Vorsitzenden Behörden und andere feier-
liche Aufzüge auf diesem Wege sich vom Forum ins Theater bewegten. So
war also die Vorhalle des Tempelhofes zugleich der Haupteingang des Thea-
ters. Und dem gemäß entsprechen die beiden (freilich in ihrer jetzigen Gestalt
aus römischer Zeit stammenden) Thüren der Vorhalle nicht den beiden langen
Säulengängen, sondern der eine liegt in der Mitte, der andere, und zwar der
breitere, links, d. h. eben auf der Seite des Theaters. Wir bemerken noch, dass
man auch noch in römischer Zeit, als das kleine Theater erbaut wurde, auf
diesem XVege ins Theater zog; denn das kleine Theater wurde so- angelegt,
dass der westliche Zugang zur Orchestra der Treppe und der sie fortsetzenden
Säulenhalle gegenüber zu liegen kam 32).
An dem abgestumpften spitzen Winkel der beiden langen Schenkel des
Platzes, vor dem aus zwei Thüren bestehenden Haupteingang, liegt eine Säulen-
halle von sechs ionischen Säulen und zwei an die Anten gelehnten Dreiviertel-
Säulen, welche zu den besten Monumenten Pompejis gehört. Sie ist neuerdings
unter Ergänzung der fehlenden Stücke theilweise wieder aufgerichtet worden
und auf der beigehefteten Ansicht abgebildet. Die Rückwand dieser Vorhalle ist
weit jünger, als die der samnitischen Zeit angehörige Anlage des Platzes und der
Vorhalle selbst; sie besteht aus Ziegeln und dürfte der letzten Zeit Pompejis
nicht fern stehen. Von ihren beiden Thüren entspricht die linke, größere, der
östlichen Säulenhalle; sie war, wie an der Lavaschwelle kenntlich, durch eine
Flügelthür verschließbar. Die andere entspricht dem mittlern Intercolum-
nium der kurzen vordern (Nord-) Halle. Da aber die Travertinschwelle älter
ist als die Mauer, so erkennen wir deutlich an den für die Holzverkleidung der
Pfosten (antepagmenta) bestimmten Löchern, dass sie ursprünglich nicht, wie
jetzt, rechtwinklig durch die Mauer ging, sondern schräg nach links, und
dass sie so dem Streifen zwischen der Osthalle und der niedrigen Mauer 5 ent-
sprach. Ferner finden wir in dieser Schwelle wohl Löcher für Riegel, aber