Die Straßen und Plätze Pompejis.
Das Forum civile.
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gemein harmonischen, heitern und freundlichen Eindruck. Wie überhaupt
für die Architektur Pompejis, so war auch für das Forum dies die schönste
Zeit: die Zeit, in welcher die reinen Formen der griechischen Architektur,
wenn auch in einer der spätesten Phasen ihrer Entwickelung, herrschten, frei
Von dem Einfluss?! (198 Zur Überladung neigenden, für F ormenschönheit wenig
emPfängliche-nv dagegen derbe Farbenwirkungen liebenden römischen Ge-
schmackes.
Bald nach der Deduction der römischen Colonie, noch in republikanischer
Zelt: sperrte man das Forum westlich vom Juppitertempel durch eine an diesen
Slch anschließende Mauer gegen die hinter demselben vorbeiführende Straße
ab. Diese Mauer hat jetzt zwei Durchgänge, einen der Säulenhalle, einen der
uvllbedeckten Fläche des Forums entsprechenden; doch sind hier wiederholt
Y eränderungen vorgenommen worden, und die Mauer mit ihren Durchgängen
liegt uns in ihrer dritten Gestalt vor Die Reste des ältesten noch erkenn-
baren Durchganges 0,42 M. vom Karnies des Tempelunterbaues) deuten auf
republikanische Zeit. Dagegen sind östlich vom Tempel keine Spuren einer
so frühen Absperrung erhalten; dass sie vorhanden war. können wir nur ver-
muthen; denn die Absperrung hatte doch sicher einen praktischen Zweck,
und dieser konnte nur erreicht werden, wenn sie vollständig war. Und wir
müssen annehmen, dass spätestens aus dieser Zeit die Thüren stammten, durch
welche alle auf das Forum führenden Zugänge gesperrt werden konnten.
Sonstige Veränderungen aus republikanischer Zeit sind nicht nachweisbar.
Desto lebhafter Ward aber die Umgestaltung des Forums in der Kaiserzeit be-
trieben, wobei wir freilich die Zeit und Reihenfolge der einzelnen Bauten
nicht immer genau bestimmen können.
Das Forum erhielt ein Pflaster aus
Travertinplatten; dasselbe ist älter als der l
weiterhin zu erwähnende, dem Augustus l'jl' 'i
nach dem J. 12 v. Chr. errichtete Bogen. in]; H; {Mail
Dies Pflaster bildet rings an den Portiken Z
eine 2,1 M. breite Stufe, welche die Gosse X M4W,
verbirgt, der das Regenwasser durch von fädläüiäm
3 zu 3 M. angebrachte Löcher zugeführt Fig- 27- Gosse am Forum-
wurde (Fig. 27).
Da wo die breite Fortsetzung der Mercurstraße einmündet, rechts vom
Juppitertempel, begnügte man sich nicht, wie links von demselben, mit einer
einfachen Trennungsmauer, sondern erbaute den auf unserer Fig. 28 abgebil-
deten S. g. Triumphbogen, vermuthlich zur Zeit des Tiberius: wenigstens be-
zieht man ein am Fuß des Bogens gefundenes Inschriftfragment (I. R. N 2213 ;
C. I. L. X, 798) mit Wahrscheinlichkeit auf Nero, den Sohn des Germanicus, und
vermuthet, dass diesem der Bogen gewidmet war. Jetzt nur in seinem Ziegel-
kern erhalten, war er einst reicher verziert. seitwärts angebrachte Nischen,
welche auf der Außenseite (Fig. 28), unterwärts als Bassins ausgetieft, als
Brunnen dienten, auf der Innenseite (Fig. 29) weniger tief sind und un-
zweifelhaft Statuen enthielten, ferner Reste von Marmorbekleidung und von
marmornen Halbsäulen bieten die nöthigen Elemente zur Reconstruction,