Volltext: Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken

Zweites Capitel. 
Die Befestigungswerke können nicht verlassen werden. ohne dass wir 
noch einiger schon oben S. 43 erwähnten oskischen Inschriften gedenken, 
welche nicht allein für die Topographie und die Baugeschichte der Mauer 
und ihrer Thürme wichtig sind, sondern auch deshalb ein ganz besonderes 
Interesse beanspruchen, weil sie uns einen wichtigen Vorgang aus der Ge- 
schichte Pompejis in lebendiger Weise vergegenwärtigen. Denn wenn sie auch 
nicht in allen Einzelheiten sicher erklärt sind, so ist doch ihre Bedeutung im 
Ganzen klar und es scheint zweifellos, dass sie sich auf die Belagerung 
Pompejis durch Sulla beziehn. Zwei dieser Insehriften, welche, fast genau 
übereinstimmend, auf den Tluflfpfeilern der Facaden der unter dem Namen 
Haus des Sallust und Haus des Pansa bekannten Häuser stehn, besagen: 
vDurch diese Gasse geht der NVeg zwischen den zwölften Thurm und das 
Salinenriilji-thor, wo Maras Adirius seinen Stand hat.a Sie beziehen sich 
offenbar auf die beiden Gassen zwischen der 1. und 2. und zwischen der 
6. und 8. Insula der 6. Region. Es kann daher mit dem zweifelhaft bo- 
zeichneten Thor nur das s. g. Hereulaner Thor gemeint sein, so wie mit dem 
12. Thurm der diesem Thor zunächst liegende, welcher auch in der That, 
wenn man annimmt, dass ein Thurm an der Ecke des Forum triangulare und 
ein weiterer zwischen diesem und dem Seethor lag, von hier aus gezählt der 
zwölfte ist. Maras Adirius, und der in einer dritten, ganz ähnlichen Inschrift, 
auf welche wir noch zurückkommen, vorkommende T. Fisanius, waren, 
wie wir annehmen dürfen, die Befehlshaber auf bestimmten Abschnitten der 
Mauer, und die Inschriften hatten den Zweck, der vielleicht nicht durchweg 
ortskundigen Besatzungsmannschaft als Wegweiser zu ihren Posten zu dienen. 
Da aber die zweite der oben genannten Gassen nicht zwischen das Thor und 
den 12. Thurm, sondern zwischen den 11. und 12. Thurm führt, so ist wahr- 
scheinlich anzunehmen, dass M. Adirius das Thor und den 12. Thurm, der 
nächste Commandant (T. Fisanius) den 10. und 11. Thurm unter sich hatte, 
während das Mauerstück zwischen dem 11. und 12. Thurm von Beiden ge- 
meinsam geschützt werden musste: alsdann führte die an zweiter Stelle 
genannte Gasse an das äußerste rechte Ende des dem Adirius anvertrauten 
Abschnittes. Dass grade die bezeichneten Gassen als Zugänge zu dem unter 
AdiriusBefehl stehenden Mauerstück genannt werden, ist vermuthlich dadurch 
zu erklären, dass die übrigen auf das Pomerium mündenden Gassen verbarrica- 
dirt waren, damit der Feind, wenn er an irgend einem Punkte die Mauer 
eingenommen hatte, Inöglichst wenig Wege in das Innere der Stadt offen fände. 
Die schon erwähnte dritte Inschrift, Welche den Weg dahin weist, wo T. Fisa- 
nius zwischen dem 10. und 11. Thurm commandirte, steht an der Südwestecke 
der Casa del Fauna, und bezieht sich offenbar auf die Gasse zwischen der 10. 
und 12. Insula der 6. Region (Vico idel Fauna). Und in der That, wenn der 
letzte Thurm der 12. ist, so sind die beiden, zwischen denen diese Gasse aus- 
mündet, der 10. und 11. Endlich besagt eine vierte verwandte Inschrift. 
welche an der Südseite des südöstlichen Eckpfeilers der 6. Insula der 7.Region 
(also dicht an der Nordwestecke des Forums) steht: nDurch diese Gasse kommt 
man zu dem Hause des Maius Castricius und des Maras Spurniils, wo der Feld- 
herr Vibius Seius sein Quartier hatn Nissen (Pomp. Stud. S. 508) erkennt das
	        
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